Kaufhof:18 000-mal Ärger

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Vor drei Jahren vergaben die damaligen kanadischen Eigentümer Aktien an alle Mitarbeiter des Warenhauskonzerns. Jetzt sind die Kanadier weg und 18 000 Mitarbeiter wollen das Geld ausgezahlt bekommen.

Von Michael Kläsgen

Es hätte eigentlich wunderbar werden können, das Verhältnis zwischen den Kaufhof-Mitarbeitern und den, man muss inzwischen sagen, damaligen Eigentümern des Warenhauskonzerns, der kanadischen Hudson's Bay Company (HBC). Zu dem potenziell guten Miteinander hätte auch gehört, dass die Kanadier ein wenig den Geist der angelsächsischen Aktienkultur in Deutschland verbreitet hätten. Doch dann kam alles anders.

Die Kanadier wirtschafteten Kaufhof in Rekordzeit herunter. Zu dem ohnehin großen Ärger kommt bei den 18 000 Kaufhof-Mitarbeitern, die längst zum Karstadt-Konzern gehören, falls sie überhaupt noch einen Job haben, jetzt zusätzlicher Frust hinzu.

Jeder sollte mit dem Programm zum Eigentümer werden, am Ende bleiben nur Verlierer

HBC hatte an alle damals 18 000 Mitarbeiter im April 2016 kurz nach der Übernahme, sozusagen als Willkommensgeschenk, Aktien ausgegeben, je höher die Hierarchiestufe desto mehr. Die Kanadier hatten zugesagt, die Aktien nach drei Jahren, also im April 2019, in Geld umzuwandeln, also auszuzahlen. So sah es das Programm "Making Everyone an Owner" (Jeden zum Eigentümer machen) vor. Doch dazu kam es nie. Jetzt sehen sich viele Kaufhof-Mitarbeiter nicht als "Owner", sondern als "Loser", als Verlierer.

Im Intranet des neuen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof ist deswegen derzeit ein Interview zu lesen, in dem der damalige und noch heutige Finanzchef von Kaufhof, Guido Mager, zu erklären versucht, warum die Aktien nicht ausgezahlt werden. Mager führt das auf die "wirtschaftliche Schieflage" zurück, in die Kaufhof "unter dem alten Management und in der alten Eigentümerstruktur" geraten sei. HBC habe deswegen erklärt, die Aktien nicht auszahlen zu wollen. Wer damit nicht einverstanden sei, solle sich direkt an HBC wenden. Die Signa-Holding des österreichischen Geschäftsmanns René Benko, die seit Juni alleiniger Eigentümer des Konzerns ist, habe damit nichts zu tun, betont Mager. Doch die Kanadier machen dicht, nicht nur gegenüber den Mitarbeitern, auch eine Anfrage der SZ blieb unbeantwortet.

Peter Zysik, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, versuchte es mit einem persönlichen Brief an HBC-Eigentümer Richard Baker - ohne Erfolg, keine Antwort. Das belege "die Geringschätzung" der HBC-Führung gegenüber den Kaufhof-Mitarbeitern, sagt der Gewerkschafter. Am Ende der Aktion "Making Everyone an Owner" stehe die Erkenntnis, dass HBC auf dieser und allen anderen arbeitnehmerrelevanten Ebenen jegliche Verantwortung vermissen ließ.

Es hätte so schön werden können mit geschenkten Aktien. So bleibt zwar kein finanzieller Verlust, aber doch ein entgangener Gewinn.

© SZ vom 03.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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