Kaufentscheidung:À la carte

Kaufentscheidung: Illustration: Sead Mujic

Illustration: Sead Mujic

Wer ein neues Handy braucht, hat es nicht leicht. Denn die Auswahl ist riesengroß. Und manchmal helfen auch diese fantastischen Seiten im Netz nicht weiter, bei denen man Punkt für Punkt angeben kann, was das neue Ding können soll.

Von Helmut Martin-Jung

Neulich, beim Mittagessen in einem Münchner Lokal. Eine Karte gibt es hier nicht, die vier oder fünf Gerichte, die an diesem Tag gekocht werden, hat der freundliche Kellner schnell aufgesagt. Genauso schnell ist die Sache dann auch entschieden, und das Beste an der Sache ist: Es hat auch noch geschmeckt. Nun ist eine nicht vorhandene Speisekarte keineswegs ein untrügliches Indiz für gutes Essen. Eine mit 200 Nummern wie in manchen China-Restaurants aber auch nicht. Und das ist gewiss: die zu studieren, hätte garantiert länger gedauert.

Bei Smartphones gibt es noch viel mehr Modelle als Gerichte im China-Restaurant. Alles kein Problem, sagen trotzdem manche: Wer ein neues Smartphone brauche, der müsse nur eine dieser fantastischen Seiten im Netz aufrufen, bei denen man Punkt für Punkt angeben kann, was das neue Dingelchen können soll. Am Ende komme eine überschaubare Auswahl an Geräten heraus, aus denen sich doch leicht eines auswählen ließe. Oder doch nicht?

Nun, vielleicht weiß ja der eine oder die andere gar nicht genau, ob so ein eingebauter Akku wirklich ein No-Go ist, ob man nicht vielleicht doch auch ohne den Schlitz für eine Speicherkarte leben kann. Kurz gesagt: Es herrscht die klassische Situation, dass einem eine riesige Auswahl das Leben in den meisten Fällen nicht einfacher macht. Es sei denn für die Menschen, die tatsächlich exakt wissen, was sie wollen. Die wählen einen aus den drei übrig gebliebenen Kandidaten aus, kaufen ihn ohne zu zögern und sind dann auch noch glücklich damit.

Aber wer macht das schon?

Das Erstaunliche ist, dass einen auch Fachkenntnisse nicht weiterbringen. Sie machen, ganz im Gegenteil, die Entscheidung oft noch komplizierter. Dann geht es nämlich nicht mehr nur um die Bewertungen und Merkmale in den ohnehin schon ellenlangen Listen. Dann wird auch noch abgewogen, ob nun viele Megapixel bei der Kamera wirklich etwas bringen. Dieser Bildschirm ist gut für draußen, aber weniger scharf als ein anderer, diese Buchse ist zwar praktisch, aber die Ladegeräte der Kollegen kann man damit nicht nutzen - es gibt so vieles zu bedenken und zu erwägen. Immer wieder werden die Kriterien der Auswahl verändert und die Ergebnisse sind andere.

Die Lösung? Zwei Vorschläge. Gerät tatsächlich nach gewünschten Merkmalen mithilfe einer Datenbank aussuchen. Dann aber auch einen der Treffer nehmen. Oder, einfacher, aber vermutlich teurer: Das kaufen, das alle haben. Das ist völlig irrational. Aber dann lästern weniger Leute herum, was man sich denn da für ein komisches Trumm gekauft hat.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: