Silicon Valley:Zwei Katzen allein zu Haus

´Grumpy Cat" erhält Doppelgänger bei Madame Tussauds

Nicht einmal die als Internet bekannt gewordene Hauskatze "Grumpy Cat" hat eine eigene Wohnung - dafür aber einen Doppelgänger bei Madame Tussauds.

(Foto: dpa)

Im Silicon Valley sind viele obdachlos - zwei Katzen nicht. Sie leben gemeinsam in einem 40-Quadratmeter-Apartment.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Wenn man sich als Hausbesitzer die idealen Mieterinnen schnitzen könnte, dann käme dabei vermutlich so etwas heraus wie Tina und Louise: Sie hassen laute Musik, veranstalten keine Partys, beschweren sich nicht über grillende Nachbarn und haben zudem einen potenten Gönner im Rücken, der verlässlich zum Monatsersten 1500 Dollar an den Vermieter überweist. Dass es um die Musterbewohnerinnen und ihr 40-Quadratmeter-Apartment im kalifornischen San José nun dennoch eine Debatte gibt, hat nur einen einzigen Grund: Tina und Louise sind Katzen, mutmaßlich eine Kreuzung aus den Rassen Main Coon und Bombay.

Wahrscheinlich ist eine solche Geschichte tatsächlich nur im Silicon Valley denkbar, jenem Tech-Mekka südlich von San Franscisco, wo unerhörter Reichtum und nicht enden wollende Tierliebe auf chronischen Wohnungsmangel und horrende Mieten treffen. 4350 Obdachlose wurden zuletzt allein in San José gezählt, einem Ort, in dem selbst eine Gartenlaube für 800 Dollar im Monat vermietet wird und Menschen in Autos und Zelten leben. Zugleich gibt es Eliteclubs mit monatlichen Mitgliedsbeiträgen von 1500 Dollar, zu denen nur Hunde- und Katzen-Liebhaber Zugang haben.

Paradebeispiel für die "ungeheure Ungerechtigkeit" im Silicon Valley

Als Tinas und Louises Frauchen Victoria Amith San José 2018 verließ, um im 500 Kilometer entfernten Azusa zu studieren, standen sie und ihr Vater Troy Good vor einem Problem. Ans College durfte Amith die Katzen nicht mitnehmen, und auch im Apartment des Herrn Papa waren sie unerwünscht: Good fürchtete, die resoluten Damen könnten Jack, den sensiblen Terrier, piesacken. Also fragte der Möbeldesigner seinen Freund David Callisch, ob die Katzen jenes Einraumstudio beziehen könnten, das Callish eigentlich an Touristen vermieten wollte. Obwohl Callisch Tina und Louise nun regelmäßig füttern und Bilder an Amith schicken muss, ist er mit den Mieterinnen sehr zufrieden.

Selbst Jennifer Loving, die mit ihrer Organisation Destination Home gegen Obdachlosigkeit in der Region kämpft, findet die Geschichte "witzig". Zugleich jedoch sei sie ein Paradebeispiel für die "ungeheure Ungerechtigkeit" im Silicon Valley. "Wir haben Tausende Menschen auf den Straßen und geben Geld dafür aus, dass unsere Katzen eine Wohnung haben", sagte Loving der Tageszeitung The Mercury News. Auch Vermieter Callish plagt so ein wenig das schlechte Gewissen, wie er gegenüber dem Regionalblatt zugab, aber er habe nun einmal einem Freund einen Gefallen tun wollen. Nur Good hat offenbar kein Problem mit dem Arrangement: Für das Glück des Töchterleins und die sichere Unterbringung ihrer geliebten Katzen, so der 43-Jährige, hätte er auch mehr bezahlt als 1500 Dollar im Monat.

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