Katastrophe im Golf von Mexiko:Obama stoppt Ölbohrungen vor den Küsten

Die Katastrophe im Golf von Mexiko zwingt Barack Obama zum Handeln. Der US-Präsident pocht auf strengere Sicherheitsregeln und untersagt vorerst Tiefsee-Bohrungen.

Präsident Barack Obama hat einen vorläufigen Stopp aller Tiefsee-Bohrungen vor Amerikas Küsten verfügt. Ebenso werde die US-Regierung die Versteigerung von Lizenzen zur Erschließung neuer Öl- und Gasvorkommen in Alaska, im Golf von Mexiko und im Atlantik aussetzen, hieß es am Donnerstag aus dem Weißen Haus.

Garret Graves with the Coastal Protection and Restoration Authority collects an oil sample in Pass A Loutre near Venice, Louisiana

Hundertausende Liter Öl verseuchen die US-Küste.

(Foto: rtr)

Derweil versucht der BP-Konzern fieberhaft, in 1500 Meter Tiefe jenes Bohrloch zu schließen, aus dem seit dem 20. April tonnenweise Öl ausströmt. Mindestens 150 Kilometer Küste sind inzwischen verseucht.

Nach Angaben eines Mitarbeiters des Weißen Hauses wollte der Präsident auf einer Pressekonferenz am Donnerstag unter anderem die Aussetzung geplanter Explorationsbohrungen in den arktischen Gewässern vor Alaska verkünden, bis eine unabhängige Kommission die Ursachen für die jüngste Ölpest untersucht hat.

Die im August vorgesehene Vergabe neuer Förderlizenzen im westlichen Golfgebiet werde ebenso abgesagt wie die Lizenzvergabe vor der Küste Virginias. Nach Angaben des Weißen Hauses sollen auch die Sicherheitsvorschriften für Bohrungen auf offener See und Kontrollen auf Bohrinseln verschärft werden. Mit den neuen Standards wolle Obama "die Aufsicht über die Industrie stärken und die Sicherheit erhöhen". Dies seien aber nur erste Schritte eines Prozesses, den eine spezielle Kommission des Präsidenten künftig weiterführen solle.

Sprudelnde Quelle zeitweise verschlossen

Dem BP-Konzern soll es unterdessen gelungen sein, die sprudelnde Quelle im Golf von Mexiko zeitweise zu verschließen. Die "Top Kill" genannte Operation habe genug Schlamm in das Bohrloch gepumpt, um den Austritt von Öl und Gas zu unterbrechen, erklärte eine Sprecherin der Küstenwache am Donnerstag.

Eine BP-Sprecherin in London sagte der Nachrichtenagentur dpa, die "Top-Kill"-Aktion laufe weiter. Die Zeitung Los Angeles Times hatte zunächst gemeldet, die Operation sei erfolgreich verlaufen und das Bohrloch geschlossen worden.

Nach den Worten von Konteradmiral Mary Landry von der US-Küstenwache sind mittlerweile fast 160 Kilometer Küste verdreckt - es seien Strände wie auch Marschland. In einigen Fällen handele es sich bereits um schweres Öl, in anderen lediglich um einen Film.

Der Konzern BP hatte am Mittwoch um 20 Uhr MESZ begonnen, große Schlammmassen in das Bohrloch zu pumpen. Ob die Aktion erfolgreich war, sollte nach etwa 24 Stunden feststehen. Das Ölunternehmen hatte die Erfolgsaussicht bei 60 bis 70 Prozent gesehen.

BP spricht erneut von Lösung mit Zylinder

Kurzfristig könnte BP auch einen 1,50 Meter hohen Zylinder aus Stahl über das Leck stülpen, der das Öl auffangen soll, sagte Vizepräsident Kent Wells. Über ein Rohr an der Vorrichtung könnte die Brühe nach oben in ein Schiff gepumpt werden. Vor drei Wochen aber war das Ölunternehmen mit einem ähnlichen Versuch gescheitert, weil Kristalle die Leitung verstopften. Allerdings kam damals eine wesentlich größere, 13 Meter hohe Kuppel zum Einsatz.

Der Einsatz gegen die Ölpest kostete dem Konzern BP nach offiziellen Angaben bislang etwa 750 Millionen Dollar (615 Millionen Euro). Die US-Regierung habe bisher circa 100 Millionen Dollar (82 Millionen Euro) ausgeben müssen, die sie allerdings von dem Ölkonzern zurückerhalten wird.

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