Katar strebt Beteiligung an:Retter aus der Wüste

Er liebt deutsche Wertarbeit und hat vor Jahren gegen den eigenen Vater geputscht: Jetzt will der Emir von Katar Anteile am klammen Sportwagenhersteller Porsche kaufen.

Michael Kuntz

Der Porsche Showroom im Al Ain Center an der Salwa Road in Doha könnte bald zu klein sein. Das liegt dann nicht allein an der großen Beliebtheit der Sportwagen in Katar, wo die reichsten Bürger der Welt leben - im Schnitt verdient hier jeder mehr als 72.000 Euro im Jahr. Bei der Vorstellung der zwei neuen Modelle Boxster und Cayman sagte Porsche-Statthalter Salman Jassem Al Darwish: "Beide Autos sind sehr populär in Katar." Die schnellen Autos dürften noch populärer werden bei den 743.000 Bürgern von Katar, wenn ihr Emir erst einmal bei Porsche eingestiegen ist.

Porsche, Investor, Katar, dpa

Rettung aus Katar? Porsche hat sich mit der Übernahme von VW mindestens zehn Milliarden Euro Schulden aufgehalst.

(Foto: Foto: dpa)

Der Emir liebt deutsche Wertarbeit

Hamad Bin Chalifa al-Thani, 58, schätzt deutsche Wertarbeit zu Lande und in der Luft. Mit seiner Qatar Investment Authority (QIA) war er Ko-Investor, als sich Dubai International Capital (DIC) im September 2007 am Luftfahrtkonzern EADS mit gut 3,1 Prozent beteiligte. Kein Wunder ist es da, dass Qatar Airways als die Fluggesellschaft des EADS-Investors Airbus bevorzugt und nur einmal bei Boeing bestellte, weil die Europäer nicht pünktlich liefern konnten.

Der Emir von Katar hat schon mehrfach sein Interesse an der deutschen Autoindustrie bekundet. Dabei ging es nicht nur um Porsche. "Auch wir haben über Daimler diskutiert", versicherte er noch Ende März in einem Interview. Doch dann ist der Fonds aus Abu Dhabi bei Daimler eingestiegen. Damals schloss Scheich Hamad auch ein Engagement bei Opel nicht aus: "Wir werden mit Sicherheit in die deutsche Automobilindustrie investieren, aber wir müssen dafür den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Preis finden."

Vermittler bei Konflikten

Was bei Daimler und Opel nicht funktionierte, könnte bei Porsche klappen. Hamad Bin Chalifa al-Thani sorgt für Morgenluft aus dem Morgenland bei dem Sportwagenhersteller, dem die Übernahme von VW mindestens zehn Milliarden Euro Schulden beschert hat. Man verhandele inzwischen exklusiv mit Katar über ein Investment, verrät ein Sprecher bei Porsche in Zuffenhausen. Ein Ergebnis noch im Juni sei möglich.

Der Emir hat seine Fondsgesellschaft QIA 2005 gegründet mit dem Ziel, das Scheichtum in den kommenden zehn bis 15 Jahren von Mineralöl und Erdgas unabhängiger zu machen. Als Erstes förderte QIA die "Asien-Spiele 2006", es folgten Immobiliengeschäfte, man beteiligte sich an energieintensiven Industrien.

Der Golfstaat ist halb so groß wie Hessen und verfügt über ein Drittel aller Erdgasreserven weltweit. Langfristig sieht Scheich Hamad sein Land auf dem Weg vom Energielieferanten zum Bildungsstandort. Er selbst hat die britische Militärakademie Sandhurst absolviert und sich als Schlichter bei arabischen Konflikten einen Namen gemacht.

Putsch gegen den eigenen Vater

Aufsehen erregte er gleich nach seiner Amtsübernahme, als er 1996 den Fernsehsender Al-Dschasira gründete. Der Sender gilt heute als Sprachrohr der arabischen Welt und als unabhängiger als die übrigen TV-Kanäle im Mittleren Osten.

Der Emir von Katar lebt vor, dass nur ein Wandel der archaischen Strukturen den Fortbestand der konstitutionellen Monarchie sichern kann, in die Katar im Jahr 1971 von Großbritannien entlassen worden ist. Der potentielle Porsche-Investor Scheich Hamad hat ein entspanntes Verhältnis zu Autoritäten: Er putschte sich 1995 ins Amt, als sein Vater gerade im Ausland weilte. Der allerdings hatte es mit seinem Vater genauso gemacht.

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