KarstadtQuelle:Übernahme-Gerüchte lassen Aktie hochschießen

Der US-Investor Blackstone signalisiert Interesse am Kauf zumindest von Teilen des Konzerns.

Mitten in den Sanierungsbemühungen um den angeschlagenen KarstadtQuelle-Konzern hat die US-Investmentgesellschaft Blackstone Interesse an Teilen des Unternehmens signalisiert. An eine vollständige Übernahme sei aber nicht gedacht. Nach Spekulationen über eine derartige mögliche Übernahme war die Aktie des Kaufhaus- und Versandkonzerns in die Höhe geschossen und schloss am Dienstagabend 25,17 Prozent fester mit 14,32 Euro.

"Wir führen keine Gespräche über einen Einstieg oder sind zu solchen Verhandlungen eingeladen worden", sagte Blackstone-Sprecher John Ford in New York. Das Unternehmen zeigte allerdings Interesse an Immobilien von KarstadtQuelle. Sollte Blackstone zu Gesprächen darüber eingeladen werden, dann werde man darüber sprechen, sagte Ford. An einer Komplettübernahme sei Blackstone nicht interessiert.

Blackstone könne für das gesamte Unternehmen wie auch für Teile bieten, hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg Chad Pike, zuständig für das europäische Immobiliengeschäft von Blackstone, zunächst zitiert. Aus Karstadt-Unternehmenskreisen hieß es dazu: "Es gibt bisher keine offizielle Anfrage von Blackstone; und auch ein Verkauf von KarstadtQuelle als Ganzes kommt nicht in Frage."

Großes Interesse an Karstadt-Immobilien

Blackstone werde behandelt wie jeder andere auch. Es gebe ein großes Interesse an den Immobilien von Karstadt. Die Liste der Unternehmensteile, die zum Verkauf stünden, habe KarstadtQuelle-Chef Christoph Achenbach bereits genannt. Für alle Teile gebe es Bewerber - so hätten an dem Logistikbereich die DHL, Kühne & Nagel sowie Fiege Interesse. "Zum Zuge kommt derjenige mit dem besten Angebot", hieß es.

KarstadtQuelle hat ein umfangreiches Sanierungsprogramm eingeleitet, dem bis zu 30.000 von 100.000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen könnten. Konzernchef Achenbach will 77 kleinere Warenhaus-Filialen von insgesamt 181 Häusern ausgliedern und verkaufen.

Bei den Rettungsbemühungen für den angeschlagenen Warenhausriesen stellen die Arbeitnehmer Vorbedingungen für einen Solidarpakt mit dem Management. Nach Angaben der stellvertretenden ver.di-Vorsitzenden Franziska Wiethold sind Betriebsrat und Gewerkschaft zwar als Gegenleistung für eine Beschäftigungs- und Standortsicherung zum Verzicht auf übertarifliche Leistungen bereit.

Darüber hinausgehende Kürzungen wie auch längere Arbeitszeiten lehnt die Arbeitnehmerseite aber ab. Zudem müssten betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden, verlangte Wiethold in Frankfurt.

Ferner sollten die 77 zum Verkauf vorgesehenen kleineren Warenhäuser im Karstadt-Konzern bleiben. Für den Fall, dass andere Bereiche wie zum Beispiel die Logistik verkauft werden, müsse der Käufer eine Garantie für Beschäftigung, Standorte und Tarifbindung abgeben.

Der Gesamtbetriebsratschef der Karstadt Warenhaus AG, Wolfgang Pokriefke, betonte aber auch: "Wir wollen alles dazu beitragen, dass diese Firma wieder nach oben kommt. Karstadt soll weiterhin seinen Platz in dieser Republik haben". Zum möglichen Spielraum bei den Verhandlungen sagte Wiethold lediglich: "Es gibt einen Korridor."

Der Gesamtbetriebsrat der Warenhaus-Sparte traf sich am Dienstag mit dem Management zu ersten Gesprächen, die dann am Freitag fortgesetzt werden sollen. Er geht aber nicht von einer schnelle Einigung zwischen Belegschaft und Management aus. "Es ist unwahrscheinlich, dass wir bis Ende Oktober eine Einigung finden werden", sagte Peter Müllers, Mitglied im Gesamtbetriebsrat der Karstadt Warenhaus AG, dem Tagesspiegel."Die Verhandlungen sind schwierig." Der Konzern drängt auf eine Einigung bis Ende Oktober.

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