Karstadt und Kaufhof: Fusionspläne:Der Traum von Metro-Polis

Jetzt also doch: Die Handelsriesen Metro und Arcancor denken über eine Fusionierung ihrer Töchter Karstadt und Kaufhof nach - Arcandor-Chef Eick hatte dies bislang abgelehnt.

Eine Fusion von Karstadt und Kaufhof rückt näher. Die Handelsriesen Metro und Arcandor erklärten nach einem Spitzentreffen ihrer Chefs am Donnerstag, dass eine Fusion ihrer Warenhausketten Kaufhof und Karstadt "ein vernünftiger Weg für die Zukunft der Warenhäuser in Deutschland sein kann". Beide Aktien stiegen nach der Mitteilung kräftig entgegen dem Markttrend.

Karstadt und Kaufhof: Fusionspläne: Kaufhaus und Karstadt soll zur "Deutschen Warenhaus AG" fusionieren: Zwei Handelsriesen schmieden Zukunftspläne.

Kaufhaus und Karstadt soll zur "Deutschen Warenhaus AG" fusionieren: Zwei Handelsriesen schmieden Zukunftspläne.

(Foto: Foto: dpa)

Der Chef des um sein Überleben kämpfenden Essener Arcandor-Konzerns, Karl-Gerhard Eick, gab damit seinen Widerstand gegen ein Zusammengehen der beiden Marktführer auf. Arcandor ist auf öffentliche Garantien angewiesen, um sein Überleben zu sichern.

Metro hatte seit Tagen dagegen Front gemacht. Nun könnte ein marktbeherrschender Warenhauskonzern aus den beiden deutschen Marktführern geschmiedet werden. Zusammen betreiben Karstadt und Kaufhof über 200 Häuser mit fast 60.000 Beschäftigten.

Metro-Chef Eckhard Cordes und Eick waren am Morgen zu einem ersten Sondierungsgespräch zusammengekommen. Metro hatte in den vergangenen Tagen sein Werben um Karstadt intensiviert, nachdem die finanzielle Schieflage des Essener Konkurrenten immer deutlicher geworden war.

Zugleich hatte Cordes Front gegen Staatshilfen für den angeschlagenen Tourismus- und Warenhauskonzern gemacht. Arcandor benötigt Eick zufolge Staatsbürgschaften von 650 Millionen Euro sowie einen Kredit der staatlichen Förderbank KfW.

Voraussetzung für die Bildung der "Deutschen Warenhaus AG" sei die Erarbeitung eines tragfähigen und betriebswirtschaftlich sinnvollen Konzepts, hieß es in der gemeinsamen Erklärung der beiden Konzerne weiter.

Die Verhandlungen sollen nun fortgesetzt werden: Es sei ein "weiteres vertiefendes Gespräch zwischen beiden Parteien verabredet" worden. Details wollten beide Seiten nicht nennen: "Über weitere Inhalte des Treffens wurde Stillschweigen vereinbart."

Metro: Konzept nicht in Stein gemeißelt

In den vergangenen Tagen hatte es in unternehmensnahen Kreisen geheißen, Metro wolle die Karstadt-Warenhäuser mit ihren Kaufhof-Häusern in einer "Deutschen Warenhaus AG" zusammenlegen. An ihr sollten sich Metro und die Eigentümer der Karstadt-Immobilien wie Goldman Sachs und die Deutsche-Bank-Tochter Rreef jeweils mit knapp 50 Prozent beteiligen. Den Rest könnten Banken und andere Investoren halten. Nun hieß es aber im Umfeld von Metro, das Konzept sei "nicht in Stein gemeißelt". Auch Arcandor könne einen Anteil an der Warenhaus AG halten.

Cordes hatte vor seinem Treffen mit Eick um politische Rückendeckung für sein Konzept einer Deutschen Warenhaus AG geworben. Der Metro-Chef habe seine Pläne bereits mit Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) erörtert, hatte es in Regierungskreisen geheißen. Eick stößt mit seiner Bitte um Garantien bislang bei der Bundesregierung auf nur verhaltene Reaktionen.

Zu Guttenberg hatte erklärt, die Mittel des Wirtschaftsfonds Deutschland seien an sich für Hilfen an Unternehmen gedacht, die als Folge der aktuellen Finanzkrise in Probleme geraten seien, und nicht zur Abfederung von Managementfehlern. Guttenberg könnte zudem mit einer Ministererlaubnis auch Bedenken des Bundeskartellamts gegen die Bildung eines Warenhaus-Monopolisten aushebeln.

Die Gewerkschaft Verdi teilte unterdessen mit, dass sie nicht grundsätzlich gegen eine mögliche Allianz der Warenhausriesen Front machen wolle. "Wir würden uns einer Fusion nicht grundsätzlich in den Weg stellen", sagte eine Sprecherin. Verdi kündigte aber an, die Pläne intensiv unter die Lupe nehmen zu wollen, wenn sie auf dem Tisch liegen sollten. "Wir werden die Konzepte genauestens auf ihre Auswirkungen auf die Beschäftigten prüfen", kündigte die Sprecherin an.

Die Bonner Kartellwächter hatten bereits angekündigt, dass sie eine Allianz aus Karstadt und Kaufhof sehr genau prüfen würden. In vielen deutschen Innenstädten liegen die Filialen der beiden Ketten in unmittelbarer Nähe zusammen. Konkurrent Hertie ist zudem aus dem Rennen. Eine Gläubigerversammlung hatte am Mittwoch das Aus beschlossen.

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