Karstadt: Streit über Miethöhe:Zweckoptimist contra Zweckpessimist

Im Disput um die Höhe der Karstadt-Mieten gibt es noch keinen Durchbruch: Der neue Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen gibt sich optimistisch, während der Vermieter Highstreet seine Skepsis betont. Beide Seiten haben für ihre Haltung offenbar verhandlungstaktische Gründe.

Die Rettung von Karstadt ist immer noch nicht unter Dach und Fach, denn die Verhandlungen zwischen dem Karstadt-Vermieter Highstreet und dem neuen Eigentümer des Warenhauskonzerns ziehen sich hin. Bei einem Treffen der beiden Parteien in London sei keine Einigung erzielt worden, sagten zwei mit den Verhandlungen vertraute Personen.

Karstadt

Die Mieten der Karstadt-Immobilien sind immer noch ein Zankapfel.

(Foto: dpa)

Zwar sei der Geschäftsplan von Nicolas Berggruen "in sachlicher Atmosphäre" diskutiert worden, hieß es. Doch sei nur Altbekanntes vorgelegt worden und einige Gläubiger hätten noch Zweifel an Berggruens Plänen, sagte eine Person.

Beide Seiten wollten sich nun "sehr kurzfristig" erneut treffen um strittige Punkte zu beraten. Sprecher beider Parteien wollten dies nicht kommentieren. Der deutsch-amerikanische Milliardär Berggruen hatte den Kreisen zufolge nicht persönlich an den Beratungen teilgenommen und sich von seinem Management-Team vertreten lassen.

Zweifel im Highstreet-Lager

Vor Beginn der Gespräche hatte sich Berggruen noch optimistisch gezeigt und betont, eine Lösung sei in greifbarer Nähe. Im Highstreet-Lager um die US-Bank Goldman Sachs, gab es dagegen Zweifel. Eine rasche Einigung sei nicht zu erwarten: Bis Ende der Woche würden die Gläubiger über die Gespräche informiert, sagte ein Insider.

Berggruen hatte den Kaufvertrag für das Unternehmen mit bundesweit 120 Warenhäusern nur unter Vorbehalt unterschrieben. Damit der Vertrag rechtskräftig wird, muss eine Einigung über Mietsenkungen mit Highstreet erfolgen. Beide Seiten wollen die Gespräche in Kürze fortsetzen, hieß es. Bis Juli ist noch Zeit.

Highstreet hatte betont, bereits ausreichend Mietsenkungen angeboten zu haben. Das Konsortium besitzt gut zwei Drittel der Karstadt-Warenhausimmobilien. Berggruen argumentiert, er brauche weitere Nachlässe, um die Handelskette mit ihren 25.000 Mitarbeitern retten zu können.

"Zu hoch und nicht marktüblich"

In Branchenkreisen hatte es schon im Vorfeld geheißen, eine schnelle Einigung sei nicht in Sicht. Karstadt hatte unter dem früheren Chef Thomas Middelhoff zur Aufbesserung der Firmenkasse die Filialen verkauft und zurückgemietet. Die damals festgelegten Mieten wurden vielfach als überhöht kritisiert.

Highstreet habe in den bisherigen Verhandlungen aber bereits Mietsenkungen von knapp 230 Millionen Euro über die nächsten fünf Jahre eingeräumt, hatte einer der Highstreet-Gläubiger, der italienische Warenhausunternehmer Maurizio Borletti, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung argumentiert.

Berggruen hatte dagegen am Wochenende in einem Interview der Welt am Sonntag seine Forderung nach weiteren Zugeständnissen bekräftigt. Die Mieten seien nach wie vor zu hoch und nicht marktüblich. "Aber wir sind nicht mehr sehr weit auseinander", sagte er der Zeitung, ohne Zahlen zu nennen.

"Das nützt Karstadt nicht"

In einem Sanierungstarifvertrag hatten sowohl der Vermieter als auch die Beschäftigten zur Karstadt-Rettung bereits auf dreistellige Millionensummen verzichtet. Weitere Opfer will Berggruen den Beschäftigten nicht abverlangen. Genau das sieht die Highstreet-Seite aber kritisch. "Eine Lösung, die keinem wehtut, aber in sechs Monaten wieder scheitert - das nützt Karstadt nicht", hieß es in Kreisen.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hat das Vermieterkonsortium in einem Brief an Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg den Business-Plan von Berggruen angezweifelt. Dieser umfasse gerade einmal neun Seiten und werde als "wenig aussagekräftig" angesehen.

Der Berggruen-Sprecher wies die Zweifel zurück. Neun Seiten stark sei nur die Folienpräsentation, der eigentliche Businessplan umfasse mehrere hundert Seiten und sei von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG testiert. In London unterbreitete der Investor deshalb noch einmal die Details.

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