Karstadt-Rettung:Und plötzlich ist da der Herr Schleyer

Der Streit um die Mieten bei Karstadt zieht sich hin - jetzt meldet sich wichtigste Gläubiger des Vermieterkonsortiums Highstreet zu Wort - und will persönlich mit Berggruen verhandeln.

Martin Hesse

In den Verhandlungen um die Zukunft des Karstadt-Konzerns richten sich jetzt alle Augen auf die kleine Valovis Bank. Das Essener Kreditinstitut, das dem Karstadt-Pensionsfonds gehört, zählt zu den größten Gläubigern des Vermieterkonsortiums Highstreet. Die Vermieter feilschen seit Wochen mit dem Finanzinvestor und Karstadt-Käufer Nicolas Berggruen um die Bedingungen für die Übernahme.

Karstadt

Noch immer keine Einigung in der Causa Karstadt: Jetzt will die Valovis Bank - Gläubiger des Vermieterkonsortiums Highstreet - direkt mit Berggruen verhandeln.

(Foto: dpa)

Doch selbst wenn Highstreet und Berggruen sich einig wären, könnte ein Vertrag nur unterschrieben werden, wenn die Geldgeber der Vermieter zustimmen. Valovis aber hat ein grundsätzliches Problem mit den Plänen Berggruens. Deshalb hat der Rechtsberater der Bank Hanns-Eberhard Schleyer angekündigt, nun direkt mit dem Investor verhandeln zu wollen.

Berggruen möchte zum einen die Mieten für die 120 Warenhäuser senken. "Die Mietreduktion ist für uns kein Problem", sagt Schleyer. Zum anderen aber plant der künftige Eigentümer, drei getrennte Mietverträge für die Premiumhäuser, die Sporthäuser und die übrigen Kaufhäuser zu schließen. Solange die drei Gruppen im Konzern zusammenbleiben, sieht Valovis darin kein Problem.

Frist muss verlängert werden

Die Bank, die 36 Häuser mit rund 850 Millionen Euro finanziert hat, fürchtet jedoch, dass Berggruen getrennte Verträge will, um Teile des Konzerns leichter verkaufen zu können. Dann verlören die Kaufhäuser, die Valovis finanziert hat und für die niedrigere Mieten festgeschrieben werden sollen, womöglich an Wert, die Valovis-Kredite wären schlechter besichert. Das könne die Bank nicht akzeptieren, sagt Schleyer.

Der Widerstand der Valovis Bank lenkt davon ab, dass auch zwischen Berggruen und Highstreet nach wie vor keine Einigkeit besteht. Allerdings heißt es in Finanzkreisen, man werde sich beim Thema Mieten rasch einigen können, wenn das Valovis-Problem gelöst sei.

Eine Einladung für den Gläubiger-Ausschuss, der über den Verkauf entscheiden muss, will Highstreet jedoch nicht wie von Berggruen gefordert abschicken, ehe alle Mitglieder des Konsortiums und die Gläubiger zugestimmt haben. Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg dürfte daher die für Mitte Juli gesetzte Frist für die Unterzeichnung des Kaufvertrages erneut verlängern.

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