Süddeutsche Zeitung

Karstadt-Rettung:"Ob es gefällt oder nicht"

Heimliche Verhandlungen des Betriebsratchefs und Streit um die Mieten: Allen Widrigkeiten zum Trotz macht Karstadt-Insolvenzverwalter Görg Hoffnung auf eine Einigung.

Die Rettung von Karstadt droht noch immer an einem Streit über die Miete der Gebäude zu scheitern. Während die Auseinandersetzung zwischen Investor Nicolas Berggruen und dem Vermieter-Konsortium Highstreet andauert, versucht Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg die Gemüter im Ringen um die Mieten für den Warenhauskonzern zu beruhigen.

Investor Berggruen, die Vermieter um Goldman Sachs und die Deutsche Bank hätten noch genug Zeit, sich über die von Berggruen geforderten Mietsenkungen zu einigen, erklärte Görg in einem Brief an den Gläubigerausschuss und Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt.

Görg lehnte die von Patzelt geforderte Sondersitzung des Gremiums ab, mit der laut Verhandlungskreisen Druck auf Berggruen ausgeübt oder sogar der Kaufvertrag mit ihm infrage gestellt werden sollte. "Dafür gibt es im Augenblick weder Raum noch eine Notwendigkeit", wies Görg die Forderung ab. In dem Brief betonte er: "An den Vertrag mit Berggruen bin ich gebunden, ob dies einzelnen Beteiligten nun gefällt oder nicht."

Dem Milliardär hatten die Gläubiger vor zwei Wochen den Zuschlag für Karstadt erteilt, wenn er sich mit dem Vermieter-Konsortium Highstreet einigen könne, dem 86 der 120 Häuser gehören. Görg zeigte sich optimistisch, dass ihm das noch gelingen werde: er sehe "ernst zu nehmende Bemühungen der Highstreet-Kapitalgeber um einen Ausgleich der Interessen".

Goldman Sachs und der italienische Kaufhausunternehmer Borletti, der ebenfalls an Highstreet beteiligt ist, hatten selbst vergeblich um Karstadt gebuhlt. Highstreet bezweifelt zwar die langfristige Tragfähigkeit von Berggruens Konzept, hat ihm aber schon zwei nachgebesserte Mietangebote unterbreitet.

Keine Alternative zu Berggruen

Knackpunkte der Verhandlungen sind aber neben den Bedingungen einer Beteiligung der Vermieter an Karstadt vor allem der General-Mietvertrag, den Berggruen öffnen will, um Partner für die Luxus-Kaufhäuser KaDeWe und Alsterhaus sowie die Sporthäuser mit ins Boot zu nehmen.

Görg erklärte, er sehe keine Alternative zu Berggruen als Käufer. "Highstreet hatte das eindeutig schwächste Konzept, eine Reihe von praktisch unerfüllbaren Forderungen, aber keine Einigung mit Verdi."

Derweil rückt die Rolle von Betriebsratschef Patzelt in der Insolvenz wieder ins Blickfeld. Einem Eckpunktepapier zufolge hatte er mit Highstreet im Mai über Bedingungen einer Übernahme von Karstadt verhandelt und dabei Zugeständnisse - etwa zu längeren Arbeitszeiten - gemacht. Auch von einem Verkauf einzelner Kaufhäuser ist darin die Rede. Die Belegschaft sollte dafür 15 Prozent am Unternehmen erhalten.

In dem Papier heißt es außerdem, der ehemalige Karstadt-Chef Stefan Herzberg solle in sein Amt zurückkehren. Von ihm hatte sich Görg nach der Eröffnung der Insolvenz getrennt.

Patzelt sagte dem Handelsblatt, die Gespräche seien der Versuch einer Lösung für Karstadt gewesen. Das Papier sei nie zu Ende diskutiert worden. In Verhandlungskreisen hieß es, zu dem Zeitpunkt sei Berggruen als Bieter noch nicht in Sicht gewesen.

Die Gewerkschaft Verdi ging auf Distanz: Sie sei nicht an den Gesprächen beteiligt gewesen und erst nachher darüber informiert worden. Es wäre aber absurd, Patzelt zu unterstellen, dass er die Zerschlagung von Karstaft betrieben habe, sagte eine Sprecherin.

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