Karstadt und Kaufhof:Benko ist am Ziel seiner Träume

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Das Konzept Warenhaus wird schwierig bleiben. Am Ende wird es wohl so kommen wie in anderen Kaufhäusern, die Benko übernommen hat: Aus den Warenhäusern wurden dort in der Regel Einkaufszentren. (Foto: dpa)

Lange hat der österreichische Unternehmer auf die deutsche Warenhaus-Holding hingearbeitet - jetzt ist sie ihm in den Schoß gefallen. Für die Mitarbeiter ist das keine gute Nachricht.

Kommentar von Michael Kläsgen

Die Nachricht kam dann doch ziemlich unvermittelt am Pfingstmontag, was einmal mehr Ausweis des Elends der kanadischen Partner ist. Andernfalls wäre der Konzern des österreichischen Unternehmers René Benko nicht auf die Idee gekommen, an einem Feiertag per Pressemitteilung bekannt zu geben, dass ihm demnächst auch die andere Hälfte des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof gehört.

Dem "Partner", also der kanadischen Hudson's Bay Company, geht es so schlecht, dass das Management jetzt auch noch den zweiten Teil an Benko verkaufen muss, um den es vor sieben Monaten noch so zäh verhandelte. Das Management in Kanada verkündete ungeachtet der Misere, dass der Verkauf an Benko ein "Meilenstein" sei. Mit diesem verlogenen Stil waren sie dreieinhalb Jahre lang in Deutschland unterwegs gewesen. Das deutsche Abenteuer der Kanadier hätte nun krachender kaum enden können.

Benko kann das mehr als recht sein. Er ist am Ziel seiner Träume angelangt. Lange Jahre hat er auf die sogenannte deutsche Warenhaus-Holding hingearbeitet, am Ende ist sie ihm mehr oder minder in den Schoß gefallen. Nun gut, eine Milliarde Euro muss er auch für die zweite Hälfte zahlen, wovon natürlich fast alles auf die Immobilien entfällt. Und natürlich liegt hierin fast ausschließlich sein Interesse.

Der Wert von Handelsimmobilien ist in den vergangenen Jahren rapide gestiegen, und solange die Niedrigzinsphase anhält, deutet wenig darauf hin, dass sich in absehbarer Zeit etwas daran ändern könnte. Deswegen vor allem kann er in diesem Fall zu Recht nicht als Held und Retter dieser Branche gelten. Immobilieninvestoren sind in Deutschland schlecht beleumundet, weil manche von ihnen in Städte eingreifen ohne Rücksicht auf gewachsene Strukturen - und Benko ist mittlerweile einer der größten von ihnen.

Kein Störfeuer mehr aus Kanada

Weniger stichhaltig ist die Dauerkritik, dieser Mann sei unseriös, weil er sich alles, was er kann, selber beigebracht hat. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand kann man dazu nur sagen: Seine Signa-Gruppe läuft recht solide. Diejenigen, die ihm Geld geben, sind meist vermögende Geschäftsleute. Das Management, zumindest im Einzelhandelsbereich, hat er mit Leuten besetzt, die andere gern hätten.

Allen voran ist da Stephan Fanderl, der Führungspositionen bei diversen Lebensmittelhändlern innehatte und Karstadt derart sanierte, dass der Konzern nach Jahren wieder einen Minigewinn machte. Mit der Folge, dass der vermeintlich kleinere Konzern Karstadt den größeren Kaufhof übernahm - jetzt sogar vollständig.

Fanderl wird Kaufhof mit genauso harter Hand sanieren wie zuvor Karstadt. Das bedeutet leider massiven Stellenabbau über eine längere Zeit. Die vollständige Übernahme der Holding durch Benko wird das noch beschleunigen, denn nun gibt es keine Störfeuer mehr aus Kanada. Fanderl kann also durchregieren - durchaus auch im positiven Sinne: Investitionen werden nun nicht mehr von den Kanadiern blockiert.

Einkaufen wird aus Sicht des Verbrauchers dennoch nicht unbedingt attraktiver. Es werden voraussichtlich noch weniger Verkäufer auf den weiten Flächen der Häuser zu finden sein. Und nur wenn man Glück hat, sind sie nicht völlig demotiviert aufgrund der Gehaltseinbußen, die sie hinnehmen mussten. Wer will da schon ernsthaft einkaufen, zumal man das meiste im Internet doch billiger findet?

Das Konzept Warenhaus wird also weiter schwierig bleiben, trotz einer klaren Eigentümerstruktur. Wenn die Gewerkschaften angesichts der Übernahme nun vielerorts zu Warnstreiks aufrufen, hat das zwar seine Berechtigung: Es geht um die Bewahrung von Tariflöhnen.

Aber die Solidarität der Kunden kann man leicht überschätzen. Die Beschäftigten und Fanderls Management befinden sich in einer Zwickmühle. So wie es derzeit aussieht, hat das Warenhaus kaum eine Zukunft, aber wenn man die Sache trotzdem anpacken will, wird es zu einer fast aussichtslosen Mission, wenn auch noch die Mitarbeiter frustriert sind.

Am Ende wird es wohl so kommen, wie etwa in Österreich, in anderen Kaufhäusern, die Benko übernommen hat. Aus den Warenhäusern wurden in der Regel Einkaufszentren. Dem Verbraucher mag das auf dem ersten Blick kaum auffallen. Aber wenn großen Flächen an Supermärkte, Systemgastronomen, Modefirmen oder Sportstudios vermietet werden, macht das zumindest für die Warenhaus-Mitarbeiter einen großen Unterschied. Sie werden dann bedauerlicherweise überflüssig. Hundert Prozent Signa-Holding ist deshalb für sie keine gute Nachricht.

© SZ vom 12.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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