Karstadt-Investor schaltet Politik ein:SOS nach Berlin

Karstadt-Investor Berggruen packt die Keule aus: Weil sich der Streit mit dem Vermieter-Konsortium Highstreet in die Länge zieht, soll die Regierung helfen. Doch die winkt ab.

Berggruen ist nervös. Genervt von der Verhandlungs-Hängepartie mit dem Vermieterkonsortium Highstreet hat er nun die Bundesregierung angesprochen. Sie solle vermitteln in dem Streit mit Karstadt-Vermieter Highstreet. Die Folgen von Berggruens Vorhabens könnten dramatisch ausfallen. Macht Karstadt jetzt auf Opel?

Kartellamt gibt gruenes Licht fuer Karstadt-Uebernahme durch Berggruen

Verliert nach und nach die Geduld: Karstadt-Investor Nicolas Berggruen. Jetzt möchte er die Politik einschalten.

(Foto: ag.ddp)

Doch die Bundesregierung sieht sich nicht in einer Vermittlerrolle zwischen Berggruen und Highstreet. "Das ist keine Sache des Staates", sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Sie bestätigte ein Telefonat zwischen Berggruen und Minister Rainer Brüderle (FDP), betonte aber, Berggruen und das Vermieterkonsortium müssten die offenen Fragen klären. "Staatshilfe kommt nicht in Betracht", fügte die Sprecherin hinzu.

Berggruen sieht das anders: Auch die Bundesregierung "sollte ein Interesse daran haben, Karstadt zu retten. Immerhin stehen 25.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel - und viele deutsche Innenstädte", legt Berggruen in einem vom Handelsblatt veröffentlichten Interview dar. Außerdem ergänzt er: "Es muss jemand für Deutschland und Karstadt aufstehen. Das kann am Ende des Tages nur die Politik sein. Wir haben unseren Teil getan. Wir verlangen keine finanzielle Hilfe. Aber das Pokerspiel muss aufhören", sagt der Karstadt-Investor.

Und es ging schief

Rückblick: Vor nicht allzu langer Zeit hat mit dem Autohersteller schon einmal ein Unternehmen nach dem Staat gerufen - und das ging gewaltig schief. Erst lehnte sich die Bundesregierung mit einem Votum für den möglichen Opel-Käufer Magna weit aus dem Fenster, später deklassierten die US-Entscheider vom Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) die Regierung um Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Opel, so hatten die Amerikaner entschieden, verbleibe im GM-Verbund. Erst vor wenigen Wochen erteilte Berlin dem Opel-GM-Ruf nach Staatsbürgschaften endgültig eine Abfuhr. GM will Opel jetzt aus eigener Kraft sanieren.

Und nun also Berggruen, der die Bundesregierung drangsaliert?

Bevor der Karstadt-Kaufvertrag mit Berggruen rechtskräftig wird, muss noch eine endgültige Einigung über eine Reduzierung der Mieten für die Warenhäuser erzielt werden. Zwischen Berggruen und Highstreet gibt es zwar seit zehn Tagen eine grundsätzliche Einigung über die Mietkonditionen - zustimmen müssen aber noch die Gläubiger des Highstreet-Konsortiums.

Berggruen hatte Highstreet ein Ultimatum bis Dienstag um Mitternacht gestellt, diese Gläubiger zu einer Sondersitzung einzuladen. Berggruen hatte Anfang Juni den Kaufvertrag für die insolvente Warenhauskette unter der Bedingung unterschrieben, dass die Mieten reduziert oder nicht so stark wie vereinbart angehoben werden. Dem Berggruen-Verhandlungspartner Highstreet gehören 86 der bundesweit 120 Karstadt-Häuser. Hinter dem Highstreet-Konglomerat stehen unter anderem die US-Bank Goldman Sachs und die Deutsche Bank.

Der Investor macht nun Druck, denn das Amtsgericht Essen will am 16. Juli über die Annahme des Insolvenzplans entscheiden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: