Karstadt-Insolvenzverwalter Görg:Zum Abschied gibt's Millionen

Eine fette Rechnung zum Schluss: Karstadt-Insolvenzverwalter Görg kann sich auf ein hohes Honorar freuen - im Gespräch ist ein zweistelliger Millionenbetrag.

Caspar Busse und Stefan Weber

Es soll sein letztes großes Mandat sein. Klaus Hubert Görg, einer der bekanntesten Insolvenzverwalter in Deutschland, versucht derzeit, den Warenhauskonzern Karstadt zu retten, es geht um 25.000 Jobs.

Insolvenzverwalter von Arcandor

Sein letzter großer Fall: Zum Ende der Karstadtinsolvenz könnte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg eine dicke Rechnung stelle: Man spricht von 50 Millionen Euro.

(Foto: ag.dpa)

Noch ist der promovierte Jurist, der Ende November seinen 70. Geburtstag feiern wird, nicht am Ziel. Der Investor Nicolas Berggruen verhandelt noch immer mit den Vermietern der Karstadt-Immobilien, solange das aber nicht geklärt ist, ist der Verkauf nicht über die Bühne.

Doch immerhin wird sich Görg am Ende, so wie es aussieht, zu den Gewinnern zählen können. Sein Honorar für die Betreuung des Karstadt-Insolvenzverfahrens könnte nach SZ-Informationen aus Verhandlungskreisen bei mehr als 50 Millionen Euro liegen. Mancher rechnet gar mit 55 Millionen Euro. Görg nimmt dazu derzeit keine Stellung. "Dazu sagen wir nichts. Außerdem ist es noch zu früh, um eine Rechnung aufzumachen", betonte Görgs Sprecher.

Der größte Auftrag seines Lebens

Vor gut einem Jahr, an einem trüben Sommertag, stellte der Karstadt-Mutterkonzern Arcandor in Essen Insolvenzantrag. Und Görg erhielt vom Amtsgericht das lukrative Mandat. Der geborene Düsseldorfer, Sohn eines Professors für Staatsrecht, hatte sich früh einen Namen als Sanierungsberater gemacht.

So war er beim Flugzeugbauer Grob an Bord, bei der Insolvenz des Autozulieferers Edscha, und er organisierte die Sanierung des angeschlagenen Industrieunternehmens Klöckner-Humboldt-Deutz.

Karstadt und Arcandor gehören zu seinen bisher größten Aufträgen. Seit mehr als einem Jahr sei im Büro Görg ein Team von bis zu 20 Mitarbeitern nahezu ausschließlich mit der Insolvenz des Essener Handelskonzerns beschäftigt, heißt es. Zur Lösung von Detailfragen würden für einen begrenzten Zeitraum sogar weitere Experten, wie Spezialanwälte oder Wirtschaftsprüfer, hinzugezogen.

Noch lange Arbeit wegen Karstadt

Auch mit einem möglichen rechtskräftigen Verkauf der Warenhäuser an den Investor Berggruen ist die Arbeit des Insolvenzverwalters nicht beendet. "Da gibt es sicherlich noch ein paar Jahre Arbeit für die Mannschaft von Görg", schätzt ein anderer Verwalter, der Erfahrung in großen Verfahren gesammelt hat.

Seine Schlussrechnung dürfte Görg aber bereits an dem Tag aufmachen, an dem Karstadt rechtskräftig verkauft ist. Geprüft wird diese Rechnung dann zunächst von den elf Vertretern des Gläubigerausschusses, ehe dann das zuständige Amtsgericht die Angemessenheit der Forderung kontrolliert. Erst dann würde der Betrag ausgezahlt.

"Sehr zahm"

Von den geschätzt mindestens 50 Millionen Euro müsste Görg sein Team bezahlen, darunter auch Sanierer Thomas Fox, der derzeit die Karstadt-Geschäfte führt. Görg steht nicht in dem Ruf, übertrieben hohe Rechnungen auszustellen.

Sein Umfeld verweist gerne auf eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Köln, das vor ein paar Jahren über eine Forderung von Görg als Insolvenzverwalter der Weserberghütte zu bestimmen hatte und zu der Einschätzung kam, seine Forderung sei "sehr zahm" ausgefallen. Die Vergütung orientiert sich am Wert der Insolvenzmasse am Tag der Schlussrechnung; die dürfte bei Karstadt groß sein.

Die Insolvenzrechtliche Vergütungsordnung (InVV) sieht eine Staffelung vor: Von den ersten 25.000 Euro der Insolvenzmasse erhält der Verwalter 40 Prozent. Bei Beträgen bis 50.000 Euro sind es 25 Prozent und so weiter. Von Beträgen, die über 50 Millionen Euro hinausgehen, stehen dem Verwalter dann nur noch 0,5 Prozent zu.

Dazu sieht die Verordnung eine Reihe von Zu- und Abschlägen vor, die sich an der Komplexität des Falls orientieren. Karstadt und die auch von Görg betreute Arcandor-Insolvenz mit insgesamt 37 Einzelverfahren gilt in Kreisen von Insolvenzrechtlern als kompliziertes Verfahren.

Berechtigtes Interesse an der Weiterführung

Aus diesem Grund sei ein entsprechender Aufschlag gerechtfertigt, wird betont. Kritiker des Verfahrens wie der Wissenschaftler und frühere Insolvenzrichter Hans Haarmeyer weisen aber seit langem darauf hin, dass die Vergütung von Insolvenzverwaltern zu wenig erfolgsorientiert sei.

"Statt die Gläubiger bestmöglich zu befriedigen, versorgt die Abwicklung eines Insolvenzverfahrens offenbar weitgehend und flächendeckend nur die Insolvenzverwalter und die mit ihnen verbundenen Strukturen", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Haarmeyer kritisiert, dass viele Verwalter "Heerscharen von teuren Beratern" in die ihnen anvertrauten Firmen schicken, weil es ihnen entweder selbst an Kenntnissen mangele oder weil sie sich durch Gutachten absichern wollten.

Nach Ansicht von Siegfried Beck, dem Vorsitzenden des Verbandes der Insolvenzverwalter, bietet die Insolvenzrechtverordnung dagegen einen starken Anreiz, alles daran zu setzen, ein Unternehmen fortzuführen und nicht zu zerschlagen. "Im Fall einer Fortführung ist der Wert der Firma und damit die Vergütung des Verwalters meist deutlich höher als im Fall der Zerschlagung", sagt er.

Auch Görg hat immer auf eine Fortführung von Karstadt gesetzt. Er gilt bei dem Insolvenzverfahren aber nicht als unumstritten. So hat der Gläubigerausschuss zwar bereits Anfang Juni den Verkauf beschlossen, allerdings nur unter Vorbehalt, weil wichtige Einzelheiten von Görg immer noch nicht geregelt wurden.

Nach Karstadt kommt der Garten

Der mögliche Käufer Berggruen und das Vermieterkonsortium Highstreet, zu dem unter anderem die Deutsche Bank und Goldman Sachs zählen, ringen um die Mieten für 86 der 120 Karstadt-Immobilien.

"Mit dem bloßen Auge ist bei Berggruen ein Entgegenkommen nicht ersichtlich", kritisierte ein Highstreet-Sprecher. Görg selbst war bei einer Nachtsitzung der Parteien in London dabei, konnte aber auch nicht den Durchbruch erwirken.

Kritisiert wird zudem die Nähe von Sanierer Fox zum Investor Berggruen. Beide kennen sich bereits von der Insolvenz der Möbelgruppe Schieder. Fox hatte angeblich frühzeitig einen Kontakt zu Berggruen hergestellt und will möglicherweise bei einem Verkauf zunächst weiter bei Karstadt an Bord bleiben.

Wie auch immer es weitergeht, Görg hat bereits Pläne: Wenn alles vorbei ist, will er sich der Gartenpflege daheim auf seinem mehr als 100 Hektar großen Anwesen am Stadtrand von Köln widmen.

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