Karstadt:Die Auferstehung des Kaufhauses

Shoppers In Berlin As Euro Area Consumer Prices Drop

Alle Karstadt-Filialen sollen demnächst digital vernetzt sein und zu kleinen Lieferzentren in der Stadt umgebaut werden.

(Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg)

Karstadt stand vor dem Aus. Jetzt macht die Warenhauskette wieder Gewinn und plant Neueröffnungen.

Von Michael Kläsgen

Karstadt hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 erstmals seit zwölf Jahren einen kleinen Gewinn erzielt. Er liegt bei 1,4 Millionen Euro. Auch der Umsatzrückgang konnte gestoppt werden. Mit einem Umsatzwachstum rechnet Karstadt-Chef Stephan Fanderl allerdings auch in den kommenden Jahren nicht. Neben Einsparungen soll sich die Vermietung von Verkaufsflächen an Händler wie dm, Aldi, Edeka oder Apollo Optik positiv auf das Ergebnis niedergeschlagen haben. Karstadts Ziel ist es, sich mithilfe der Partner, zu denen auch reine Onlinehändler wie Dress-for-less gehören, zu einem vernetzten Marktplatz zu entwickeln.

Die Warenhauskette plant im kommenden Geschäftsjahr mehrere Neueröffnungen, vor allem auch dank des Zusammenwachsens von Online und Offline. Der Online-Umsatz soll in dem Zeitraum von derzeit knapp acht Prozent auf einen Anteil von zehn Prozent steigen. Im zurückliegenden Weihnachtsgeschäft sei der Online-Handel inklusive Lebensmittel bei Karstadt um 50 Prozent gewachsen.

Karstadt betreibt laut Fanderl derzeit 30 Filialen, aus denen Ware verschickt werden kann. Bis Jahresende sollen alle 79 Filialen digital voll vernetzt sein. Für Fanderl ist das ein entscheidender Vorteil gegenüber anderen Händlern. Die Ware werde nicht nur aus Zentrallagern versendet, sondern aus den Filialen in den Innenstädten. Dadurch sei Karstadt schneller als viele Konkurrenten. "Es wird stationär nicht bei einer Neueröffnung bleiben. Wir haben ein Portfolio von interessanten Standorten und es ist nicht die Frage ob, sondern wann und an welchem davon ein neues Warenhaus entstehen wird", sagte Fanderl.

Um den Online-Bereich zu stärken, hatte Fanderl Anfang 2018 Führungskräfte von Tchibo und Fressnapf rekrutiert. In einem "Experience Store" in Düsseldorf testet die Kette die Digitalisierung der Filialen. In mehreren Städten erprobt sie Same-Day-Delivery mit seinen Partnern. Es gibt Abholservices in allen Filialen und Amazon Locker in 15 Karstadt-Häusern.

Karstadt Feinkost, ein Joint Venture von Karstadt und Rewe, kämpft hingegen noch mit Schwierigkeiten. Das Unternehmen hat Filialen geschlossen, Stellen abgebaut, das Sortiment verändert und die Preise gesenkt. Doch den Umsatzrückgang konnte der Umbau bisher nicht aufhalten. Nach jahrelangen Verlusten hatte das Unternehmen für 2016 wieder einen kleinen Gewinn angekündigt. Dieses Ziel verfehlte Karstadt Feinkost aber knapp, wie aus dem jüngst veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht.

Signa Sports, wozu auch Karstadt Sports gehört, könnte dieses Jahr noch an die Börse gehen

Bis 2010 war Karstadt eine Tochter des Mutterkonzerns Arcandor, der in die Pleite gerutscht war. Karstadt wurde Ende 2014 vom österreichischen Immobilieninvestor René Benko übernommen. Seitdem ist Fanderl nicht nur der Vorstandsvorsitzende der Karstadt Warenhaus GmbH, sondern auch einer der Geschäftsführer der Einzelhandelssparte von Benkos Signa Holding mit Sitz in Wien. Benko war Anfang dieses Jahres im dritten Anlauf daran gescheitert, den ins Straucheln geratenen Warenhaus-Rivalen Galeria Kaufhof zu übernehmen. Der nordamerikanische Kaufhof-Eigner HBC hatte Benkos Kaufangebot in Höhe von drei Milliarden Euro ausgeschlagen.

Zur Handelssparte der Holding gehört neben der KaDeWe-Gruppe, verschiedenen Onlinehändlern wie Outfitter und der Gastro-Kette Eataly auch die Signa Sports Group mit der Marke Karstadt Sports. Diese soll unbestätigten Berichten zufolge im zweiten Halbjahr 2018 an die Börse gehen. 2017 setzte Signa Sports nach eigenen Angaben 650 Millionen Euro um. Signa Sports soll zu den fünf größten Sportartikelhändlern in Europa zählen.

Im Geschäftsjahr 2013/2014 hatte die Karstadt Warenhaus GmbH noch tiefrote Zahlen geschrieben. Fanderl hatte damals nach seinem Amtsantritt in einem Brief an die Mitarbeiter ein Sanierungsprogramm und das Vorhaben angekündigt, bis Mitte 2015 die Trendwende schaffen zu wollen. Der ehemalige Rewe-Manager strich 2000 Stellen, schloss Filialen, lichtete den Markendschungel und richtete die Warenhäuser stärker auf ihr lokales Umfeld aus. Die Vermietung an Partner soll weitergehen, insgesamt will Fanderl aber nicht mehr als zehn Prozent der insgesamt 1,2 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche an Dritte vermarkten.

Nach der Bekanntgabe des kleinen Gewinns lobte sich Fanderl selbst. Karstadt habe im dritten Jahr in Folge seine Versprechen erfüllt. "Im ersten Sanierungsjahr hatten wir ein Plus in der Ladenkasse", sagte er, "im zweiten ein Plus beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit und im abgelaufenen Geschäftsjahr einen positiven Jahresüberschuss." Wenn auch nur einen kleinen.

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