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Karstadt: Betriebsrat erhöht den Druck:Gläubiger zum Rapport

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Der Karstadt-Deal kann noch platzen, die Mitarbeiter sind von der Hängepartie mehr als genervt. Der Betriebsrat macht Druck - und alarmiert den Gläubigerausschuss.

Caspar Busse

Die Lage des um das Überleben kämpfenden Warenhauskonzerns Karstadt ist weiter ungeklärt. Jetzt fordert der Betriebsrat von Karstadt ein neues Krisentreffen des Gläubigerausschusses. Wie ein Sprecher von Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg bestätigte, habe Betriebsratschef Hellmut Patzelt an die Mitglieder des Gläubigerausschusses ein entsprechendes Schreiben versandt. Ob das Treffen stattfinden wird, ist offenbar offen. "Wir werden das gründlich prüfen und dann den Gläubigerausschuss darüber informieren", sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters, ohne weitere Angaben zu machen.

Karstadt und der Mutterkonzern Arcandor hatten vor einem Jahr Insolvenzantrag gestellt. Seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens hat der Gläubigerausschuss, in dem die wichtigsten Gläubiger von Karstadt vertreten sind, das endgültige Sagen. Patzelt gehört dem Gremium mit elf Mitgliedern selbst an und begründete seine Forderung mit dem anhaltenden Streit um Karstadt.

Die Krux mit den Details

Erst vor zwei Wochen hatten der Gläubigerausschuss und Insolvenzverwalter Görg den Weg für einen Verkauf an den deutsch-amerikanischen Investor Nicolas Berggruen freigemacht. Doch grundlegende Details sind weiter ungeklärt. So steht der Verkauf unter dem Vorbehalt, dass sich Berggruen mit dem Vermieterkonsortium Highstreet über eine Reduzierung der Mieten für Karstadt-Immobilien einigt. Das Highstreet-Konsortium um Goldman Sachs und die Deutsche Bank liefert sich seit Wochen aber einen erbitterten Streit mit Berggruen um die künftigen Mieten für 86 der 120 Warenhäuser, die Highstreet gehören.

Pikant: Highstreet war im Verkaufsverfahren selbst als Bieter für die Warenhauskette aufgetreten, der Gläubigerausschuss hatte aber - mit den Stimmen der Gewerkschaft Verdi - Berggruen den Zuschlag gegeben. Dieser hat versprochen, die Belegschaft nicht anzutasten, aber massive Zugeständnisse von Highstreet und den Lieferanten gefordert. Am Wochenende hatte Berggruen ein nachgebessertes Angebot von Highstreet umgehend abgelehnt. Highstreet spricht davon, dass nun die Schmerzgrenze überschritten sei, und auch das Konzept von Berggruen für Karstadt grundsätzlich in Frage gestellt. Bisher hatte es geheißen, sollte der Verkauf an Berggruen scheitern, werde Karstadt zerschlagen. Offen ist nun aber, ob der Gläubigerausschuss nochmal neu über den Verkauf beraten könnte - und vielleicht Highstreet doch noch den Zuschlag erteilt.

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Quelle:
SZ vom 23.06.2010
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