Karriereschub durch Krise:Gründerenkel Toyoda wird Toyota-Chef

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Auch Branchenprimus Toyota leidet unter der Finanzkrise - nun soll Akio Toyoda, der Enkel des Firmengründers, das Ruder herumreißen.

Christoph Neidhart, Tokio

"Welche Autos wird man in 25 Jahren fahren?" fragte Akio Toyoda im Dezember. "Diese müssen wir jetzt entwickeln. Wie sehr sie sich von heutigen Fahrzeugen unterscheiden, erkennt man, wenn man 25-jährige Autos anschaut." Und die Entwicklung werde sich beschleunigen.

Der designierte Toyota-Chef Akio Toyoda: Er soll künftig den weltgrößten Autohersteller umkrempeln. (Foto: Foto: AFP)

Im Juni wird der dann 53-jährige Toyoda Präsident des größten Autoherstellers der Welt. Er ist der Enkel von Kiichiro Toyoda, der 1936 in der Webstuhlfabrik seines Vaters Autos zu bauen begann.

Mit Akio kehrt die Gründerfamilie an die Spitze von Toyota zurück. Und nach dem strengen Kostensenker Katsuaki Watanabe die nächste Generation japanischer Automanager. Toyoda soll das Geschäftsmodell und die Firmenstruktur von Toyota umkrempeln.

"Der Markt wird zwangsläufig wieder anziehen

"Wenn die Amerikaner ihre Autos im gegenwärtigen Tempo ersetzen, dann müssen sie sie künftig 25 Jahre fahren", rechnete Akio Toyoda Journalisten vor. "Das ist unrealistisch. Der Markt wird zwangsläufig wieder anziehen." Sogar der schwierige japanische Binnenmarkt. Wenn das soweit sei, müsse Toyota mit Neuentwicklungen bereit sein.

Watanabe hatte zu lange und zu sehr auf die wuchtigen Geländewagen gesetzt, mit denen Toyota in den USA viel Geld verdient hat. Auf denen die Firma nun aber sitzen bleibt.

Die japanischen Medien behandeln Akio Toyoda schon lange als Kronprinz. Obwohl die Gründer-Familie heute weniger als ein Prozent der Aktien hält, klingt ihr Name in der Branche noch immer. (Die Firma wechselte schon 1938 von "Toyoda" auf "Toyota", der letztere Namenszug wird in japanischen Katakana mit acht Strichen geschrieben: das verheißt Glück).

Toyodas Karriere war auf die Übernahme der Firmenspitze angelegt, auch wenn er das, wie es für sich einen Japaner gehört, stets bescheiden von sich wies. Die Krise, hat seinen Aufstieg nur beschleunigt. Mit 53 ist er für einen japanischen CEO noch fast ein Jüngling.

Selbstbewusst und eloquent

Akio Toyoda ist selbstbewußt und eloquent, er spricht fließend und gerne Englisch. Nach einem Jus-Studium in Tokio machte er am Babson College in Wellesley bei Boston seinen MBA. Und arbeitete kurze Zeit bei einer amerikanischen Investment-Bank.

In den Konzern trat der Kronprinz erst 1984, mit 28; das ist für Toyota ungewöhnlich spät. Er leitete ein Joint-Venture mit General Motors und zuletzt das China-Geschäft.

Nebenbei half er, Gazoo.com aufzubauen, Toyotas Internet-Plattform für den Handel mit Gebrauchtwagen, Neuwagen und alles Mögliche. Und er betrieb die Internationalisierung der Produktion von Toyota, womit der Übergang von "Made in Japan" zu "Made by Toyota" gelang. Toyota-Werke in Ländern wie Thailand, Indonesien, Argentinien und Südafrika produzieren heute Teile füreinander.

Akio Toyoda ist ein Motorsport-Fan, der sich auch selber ans Steuer setzt. Beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring für den "Lexus LF-A" einige Runden. Der Wagen mit Fünfliter-V10-Motor, um den Toyota ein großes Geheimnis macht, gilt als sein Kind. Ohne Akio, heißt es, wäre das Projekt eingestellt worden. Eine Serienproduktion gibt es bisher nicht, dennoch wird der Flitzer, der mindestens 200.000 Euro kosten wird, bereits mit dem Lamborghini Gallardo verglichen.

Wenn er gebaut wird, will Toyota den LF-A auch als Hybrid anbieten. Den Spaß am Fahren wird man in Akio Toyodas umstrukturierter Firma so wichtig nehmen wie einen tiefen Benzinverbrauch und den Preis künftiger Autos.

© SZ vom 10.01.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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