Katja de la Viña hat sich für ihre Familie entschieden. Und damit gegen den Job: Die erfolgreiche Vorstandsvorsitzende des Marktführers Allianz Lebensversicherung in Stuttgart teilt mit, dass sie ihren Posten aufgebe. Denn die ganze Pendelei und die vielen Dienstreisen passten nicht zur Familie. Auf der Karriereplattform Linkedin schreibt die 45-Jährige: „Ich liebe meinen Job als CEO und unsere einzigartige Allianz Lebensversicherung AG. Aber ich liebe auch meine Kinder, und ich habe als Mutter eine Entscheidung getroffen.“
Zum 1. Januar 2025 gibt de la Viña ihr Amt auf. Sie wird zwei Monate lang ihren Nachfolger Ruedi Kubat bei der Einarbeitung unterstützen. Danach geht sie in das Management der Allianz-Konzernabteilung für Strategie, Marketing und Vertrieb in München. „Ganz wichtig für mich, mit veränderten Rahmenbedingungen, das heißt in Teilzeit“, schreibt sie. Zu einem späteren Zeitpunkt will sie in Vollzeit und neuer Funktion zurückkehren.
Der Nachwuchs ist heute sechs und zehn Jahre alt. „Ich möchte mehr für meine Kinder da sein, mehr Zeit für sie haben“, schreibt de la Viña. „Und das ist ehrlicherweise mit der Entfernung Stuttgart – München und den vielen weiteren Dienstreisen gar nicht so leicht.“ Deshalb habe sie „eine der schwersten Entscheidungen“ in ihrem Leben getroffen und ziehe sich als Vorstandsvorsitzende der Allianz Leben zurück.
Ganz verlieren will der Konzern sie nicht
De la Viña kann eine bemerkenswerte Karriere aufweisen. Studium der Betriebswirtschaft, dann die notorisch schweren Examen als Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin. Es folgten neun Jahre bei dem Wirtschaftsprüfer und Berater KPMG und vier Jahre beim Rivalen PWC.
2016 wechselte sie zur Allianz und stieg schnell auf. 2019 machte die Gruppe sie zur Finanzchefin der Allianz Deutschland und verschiedener Töchter, darunter die Allianz Leben in Stuttgart. Im April 2022 folgte der Schritt an die Spitze. Seitdem verantwortet sie Deutschlands größten Lebensversicherer mit 10 Millionen Kunden und 21 Milliarden Euro Umsatz.
Auch beim Sprung vom Posten der Finanzchefin zur Vorstandsvorsitzenden spielte die Familie eine große Rolle. Eigentlich sollte de la Viña zum 1. Januar 2022 anfangen. Doch trotz Impfung war die gesamte Familie an Corona erkrankt. Sie beschloss, das Amt erst nach vollständiger Genesung anzutreten, das war dann drei Monate später.
Jetzt geht es deutlich runter auf der Karriereleiter. Doch verlieren will der Konzern sie nicht. Die Allianz fördert gezielt Frauen in Führungspositionen – vier von neun Vorstandsmitgliedern der Obergesellschaft sind weiblich. Deshalb das Angebot, in Teilzeit und in München für den Versicherer weiterzuarbeiten. Wann sie wieder in Vollzeit arbeiten will, sagt de la Viña nicht. Viele Frauen in Führungspositionen werden genau verfolgen, ob die Allianz die beliebte Managerin wirklich in einigen Jahren erneut mit einer Führungsposition betraut.