Süddeutsche Zeitung

Kapitalnot der Firmen:Eigentümer am Zug

Nachdem Banken ein riskantes Spiel gewagt haben, um als Kreditgeber im Geschäft zu bleiben, schlägt nun das Pendel zurück: Die Aktionäre müssen ihren Einsatz erhöhen.

Martin Hesse

Während Politiker aufgeregt die Gefahren einer Kreditklemme diskutieren, wächst in den Unternehmen ein zweites Problem: Nicht nur geliehenes, auch eigenes Kapital könnte bei vielen Firmen knapp werden.

Wenn Umsätze und Gewinne wegbrechen, die Unternehmen aber weiter investieren müssen, wird die Kapitaldecke dünner. Wer in guten Zeiten kein ausreichendes Polster angelegt hat, kann in Existenznot geraten.

Kreditklemme und Kapitalnot bedingen sich gegenseitig: Banken halten sich bei der Vergabe von Darlehen vor allem bei jenen Firmen zurück, die schlecht mit Eigenmitteln ausgestattet sind.

Umgekehrt stecken Aktionäre ihr Geld ungern in Unternehmen, die bei den Banken schon auf der roten Liste stehen. Im Abschwung scheuen alle Geldgeber das Risiko, das macht die Rezession für schwache Firmen so gefährlich.

Jetzt sind vor allem die Eigentümer gefragt. Weil neue Geldgeber schwer zu finden sind, werden häufig die Altaktionäre frisches Kapital einschießen müssen, wenn sie nicht die Zukunft ihrer Firma gefährden wollen. Wer allein darauf setzt, Kosten zu senken und Investitionen zu unterlassen, könnte sich damit aus dem Markt sparen.

Die Eigentümer haben sich diese Situation in vielen Fällen selbst eingebrockt: Beteiligungsgesellschaften, Hedgefonds, aber auch Familienunternehmer haben in den vergangenen Jahren ihre Renditen dadurch nach oben getrieben, dass sie auf hohe Schulden bei geringem Kapitaleinsatz setzten.

Die Banken spielten das riskante Spiel mit, um als Kreditgeber im Geschäft zu bleiben. Jetzt schlägt das Pendel zurück: Die Aktionäre müssen ihren Einsatz erhöhen, weil sonst im schlimmsten Fall ihr Eigentum ganz an die Gläubigerbanken fällt.

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Quelle:
SZ vom 30.12.2008/pak
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