Süddeutsche Zeitung

Kampf gegen Steuerbetrug:Indien begrenzt Goldbesitz

Die indische Regierung verschärft den Kampf gegen Steuerbetrug: Jeder indische Mann darf ab sofort nicht mehr als 1000 Gramm Gold besitzen, jede verheiratete Frau 500 Gramm und jede unverheiratete Frau 250 Gramm.

Von Hannes Vollmuth, München

Die indische Regierung greift erneut in das Vermögen der Bürger ein. Erst vor einem Monat hatte Premierminister Narendra Modi ohne Vorwarnung alle Geldscheine im Wert von mehr als 100 Rupien (1,38 Euro) für ungültig erklärt, um Schattenwirtschaft und Steuerhinterziehung einzudämmen. Jetzt hat die indische Regierung auch den Goldbesitz begrenzt. Jeder indische Mann dürfe ab sofort nicht mehr als 1000 Gramm Gold besitzen, jede verheiratete Frau 500 Gramm und jede unverheiratete Frau 250 Gramm, berichteten mehrere indische Medien. Alles, was darüber hinausgeht, stuft die indische Regierung als illegalen Besitz ein, der konfisziert werden kann. Ausgenommen von dieser Beschränkung ist lediglich Goldschmuck, der vererbt worden ist.

Experten sehen die neue Maßnahme im Zusammenhang mit der Bargeldreform. Indien ist ein Goldland: 20 000 Tonnen werden alleine in Privatbesitz vermutet und Geld aus Schwarzarbeit wird in Gold angelegt. Nachdem die Regierung große Geldscheine für ungültig erklärte hatte, war der Goldpreis auf ein Rekordhoch geklettert. Offenbar hatten viele Inder ihr Bargeld nicht auf ein Konto eingezahlt, sondern noch mehr Gold gekauft. Die Regierung hatte genau das Gegenteil beabsichtigt: Das Geld sollte auf Konten eingezahlt werden, mit dem Ziel, die Geldflüsse der Bevölkerung besser kontrolliert zu können.

Die Regierung erhofft sich von der Bargeldreform und der Goldbegrenzung mehr Steuereinnahmen, wenn weniger Geld unkontrolliert den Besitzer wechseln kann. Auch schwebt Ministerpräsident Modi eine bargeldlose Gesellschaft vor. Analysten und Ratingagenturen rechnen jetzt aber erst einmal mit einer Bargeld-Knappheit und damit mit einem niedrigeren Wirtschaftswachstum.

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Quelle:
SZ vom 13.12.2016
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