Kaminöfen:Feuer ohne Rauch

Kamine liefern wohlige Wärme an kalten Tagen. Sie lassen sich auch mit Gas und Strom betreiben. Manche Fabrikate liefern sogar Wärme für das ganze Haus.

Antje Rößler

Wenn es draußen stürmt und schneit, möchten sich viele Menschen am liebsten zu Hause einigeln. Dann hat der Kamin Saison, der mit loderndem Feuer für Gemütlichkeit sorgt. Die schönste Atmosphäre erzeugt der offene Kamin. Zum Heizen ist er allerdings weder geeignet noch zugelassen, da sich die Wärmeabgabe auf die Strahlung des offenen Feuers beschränkt. Viel besser wird die Wärme beim geschlossenen Kamin genutzt, dessen Brennraum durch eine hitzebeständige Glasscheibe abgeschlossen ist.

Kaminöfen: Wenn's draußen kalt ist, sorgt ein offenes Feuer für gemütliche Wärme.

Wenn's draußen kalt ist, sorgt ein offenes Feuer für gemütliche Wärme.

(Foto: Foto: ddp)

Kamine speichern kaum Wärme. Nach dem Anfeuern geben sie die Heizenergie rasch in den Raum ab, erkalten aber ebenso schnell wieder. Wer es über Stunden warm haben will, muss deshalb ständig Holz nachlegen. Es sei denn, er entscheidet sich für eine Konstruktion, die den Reiz des Flammenspiels mit einem Höchstmaß an Heizleistung verbindet: Der Heizkamin vereint einen modernen Kamineinsatz mit einem Kachelmantel, funktioniert also ähnlich wie ein Warmluftkachelofen.

Vor dem Hintergrund von Klimawandel und steigenden Energiepreisen wird der Heizkamin zum Trendprodukt: Der Brennstoff Holz ist ein erneuerbarer Energieträger und kann günstig bei den kommunalen Forstämtern erworben werden. "Holz verbrennt kohlendioxidneutral und ist daher relativ umweltverträglich", sagt Achim Heckel, Bezirksschornsteinfegermeister in Ulm. Und mittelfristig heize man mit Holz günstiger als mit Öl, Gas oder Kohle. Der Brennstoff aus dem Wald gewinnt deshalb an wirtschaftlicher Bedeutung.

Dass der Markt für Kamine boomt, freut die Hersteller und Händler. Die Kehrseite ist die Zunahme der gesundheitsgefährdenden Feinstaubbelastung. Immerhin besitzt inzwischen jeder sechste Deutsche einen Kamin oder Kachelofen. Laut Bundesumweltamt verursachen Privathaushalte mit ihren sogenannten Einzelraumfeuerungsanlagen 14 Prozent des Feinstaubs in Deutschland. Um diesen Anteil zu senken, wird derzeit die Bundesimmissionsschutzverordnung überarbeitet. "Die Grenzwerte für Feinstaub und Emissionen von Feuerstellen werden gesenkt", erklärt Schornsteinfeger Heckel. "Wann das neue Gesetz in Kraft tritt, steht allerdings nicht fest, da die Einzelheiten noch abgestimmt werden müssen."

Was kommt dann auf den Kaminbesitzer zu? "Bestehende Anlagen, die die neuen Grenzwerte überschreiten, müssen innerhalb einer Übergangsfrist mit Filtern nachgerüstet oder außer Betrieb genommen werden." Wer sich einen neuen Kamin anschaffe, brauche sich nicht zu sorgen. "Die modernen Kamine erfüllen schon jetzt die Standards der zukünftigen Verordnung."

Das trifft insbesondere auf Holzpellet-Heizungen zu. Achim Heckel bezeichnet die kleinen Holzpresslinge als "Zukunftsbrennstoff". Sie seien "die umweltfreundlichste Variante, wenn es ums Heizen mit Holz geht, da Brennstoffmenge und Verbrennungsvorgang computergestützt und exakt aufeinander abgestimmt werden." Die Branche verzeichnet jährlich zweistellige Zuwachsraten.

Ofen oder Kamin - welches ist das passende Produkt? Entscheidend sei die individuelle Nutzung, meint Kunibert Breidenbach, Kaminbauer und Inhaber der Breidenbach Kachelofen- und Kaminbau GmbH in Herweg. "Ein Kachelofen sollte regelmäßig von Oktober bis März beheizt werden; er speichert dann bis zu 20 Stunden wohltuende Wärme." Kamine hingegen liefern schnelle Wärme, speichern diese aber nur drei bis vier Stunden. Sie sind für den gelegentlichen Gebrauch gedacht. "Bei Kaminen ist das Erlebnis Feuer wichtiger als die Heizleistung", resümiert Breidenbach.

Anders sieht die Lage jedoch bei modernen Kamin-Konstruktionen aus. Diese sind sogar in der Lage, das ganze Haus mit Heizwärme und Warmwasser zu versorgen. Integrierte Wassertaschen und ein Pufferspeicher machen es möglich: Das Kaminfeuer erwärmt nicht nur die Umgebung, sondern auch die Wassertaschen; das erhitzte Wasser wird über das Heizungsnetz in die Wohnräume geleitet oder dient zur Heißwasserversorgung.

Beim Design von Kaminen sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. "Jeder unserer Kunden erhält einen individuell nach seinen Wünschen gestalteten Kamin", sagt Kaminbauer Breidenbach. "Es gibt Kamine aus rostigem Metall, aus Marmor oder Ziegeln, manche sind verputzt, andere wiederum gekachelt", sagt Breidenbach. "Die Oberfläche kann mit Glas, Edelstahl, Keramik, Naturstein oder Metall bestückt werden."

Echtes Holzfeuer ist sogar in der Mietwohnung möglich. Dafür sorgt der gusseiserne, freistehende Kaminofen, auch Schwedenofen genannt. In puncto Lagerfeuer-Romantik muss man zwar Abstriche machen. Dafür sind Kaminöfen preiswert, transportabel und lassen sich unkompliziert auch in kleine Räume einbauen. Was die Nachfrage angeht, so stellt Kunibert Breidenbach einen regelrechten Boom fest.

Manch einem ist es zu aufwendig, Scheitholz zu besorgen und im Keller zu stapeln, den Kamin anzuheizen und die Asche zu entsorgen. Eine ganze Reihe von Kamin-Alternativen ermöglicht bequemes Feuer auf Knopfdruck. Peter Laß, Deutschland-Vertriebschef des niederländischen Kamin-Herstellers Faber, ist vor allem von den Vorteilen des gasbefeuerten Kamins überzeugt: "Es gibt offene und geschlossene Gaskamine. Sie lassen sich bequem ein- und ausschalten, verursachen keinen Schmutz und brennen sicher."

Weder ein Gasanschluss - Propanflaschen tun es auch - noch ein gemauerter Schornstein sind in diesem Fall erforderlich; das Abgasrohr kann nachträglich installiert werden. "Holzscheit-Imitate aus Keramik machen die Illusion perfekt. Das Flammenbild lässt sich kaum von einem Holzfeuer unterscheiden."

Kamine, die mit Bio-Alkohol betrieben werden, erzeugen reines Deko-Feuer ohne jeden Heizwert. "Sie benötigen keinen Schornstein, da der Alkohol rußfrei zu Kohlendioxid und Wasserdampf verbrennt", sagt Kaminbauer Breidenbach. Noch einfacher lässt sich der Kamin bedienen, wenn der Alkohol zu einem Brenngel verdickt ist. Das befindet sich auch in den kleinen Töpfchen, mit denen man Speiseplatten warmhält.

Romantik aus der Steckdose bieten Elektro-Kamine; die in Baumärkten schon für 100 Euro erhältlich sind. Hier sorgen integrierte Heizlüfter für Wärme. Der hohe Stromverbrauch macht diese Kamin-Variante allerdings zu einem zweifelhaften Vergnügen. Umweltfreundlicher sind DVDs und Downloads, die Kaminfeuer auf den Fernseh- oder Computerbildschirm zaubern. Garantiert ohne Feinstaub - und anbrennen kann auch nichts.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: