Es muss gar nicht die sprichwörtliche Fahrt ins Blaue sein. Auch nach einer dreiwöchigen Urlaubsreise wissen die meisten ein Jahr danach nicht mehr, wo genau sie welche Fotos gemacht haben.
Die Lösung für mehr Übersicht im Bilderchaos heißt Geotagging. Dabei werden die digitalen Bilder mit exakten geographischen Positionsangaben versehen - gerade so, als würde man auf der Rückseite von Papierabzügen die exakten Längen- und Breitengrade notieren.
Technisch ist die Sache nicht allzu schwer. So wie bei jedem digitalen Foto mittlerweile Datum, Blende, Brennweite und Verschlusszeit in den Zusatzinformationen des Bildes, den sogenannten Exif-Daten, gespeichert sind, lässt sich das auch mit den Standort-Informationen machen.
Kartenprogramme zeigen mit ihrer Hilfe dann am PC oder Mac genau, wo und wann jedes Bild aufgenommen wurde. Dahinter steckt dieselbe Technik, wie man sie aus Navigationsgeräten fürs Auto kennt: der Satellitendienst GPS.
Bis zur Ortung vergeht Zeit
Allerdings lassen sich derzeit bezahlbare Kompaktkameras, die Geotagging mit einem eingebauten GPS-Chip unterstützen, an einer Hand abzählen. Nur das Modell ST1000 von Samsung gibt es schon für weniger als 200 Euro, alle übrigen kosten rund 300 Euro.
Für Spiegelreflexkameras mit dieser Funktion beziehungsweise Anschlussmöglichkeit für ein Zusatzgerät wird ein Mehrfaches verlangt. Es gibt zwar auch Foto-Handys mit GPS-Modul, die Telefonknipsen können aber wegen ihrer kleinen Sensoren in Sachen Bildqualität nicht wirklich konkurrieren.
Abgesehen vom Preis haben die meisten dieser Kameras das gleiche Problem wie jedes Auto-Navi: Es vergeht unter Umständen eine Minute, bis die Satellitensignale empfangen werden.
Blickrichtung gespeichert
Für einen Schnappschuss ist das natürlich indiskutabel, das Motiv im Ernstfall längst über alle Berge. Abhilfe schafft hier das sogenannte assisted GPS, das die Satellitenbahnen vorausberechnet und so innerhalb weniger Sekunden bereit ist. Von den kompakten Kameras verfügt nur die neue Sony DSC-HX5 über dieses schnelle GPS.
Das Sony-Modell hat im zweiwöchigen Praxiseinsatz denn auch überzeugt und glänzt darüber hinaus mit einer weiteren Funktion, dem Kompass. Neben der Position speichert die Kamera auch die Blickrichtung und zeigt diese auf dem Computer an.
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Wer aber nicht gleich 300 Euro für eine neue Kamera ausgeben möchte, kann zu einem GPS-Logger oder -Tracker greifen, die zu Preisen zwischen etwa 50 und 130 Euro angeboten werden. Diese Zusatzgeräte in der Größe einer Streichholzschachtel oder Filmdose funktionieren völlig autark und lassen sich deshalb mit jedem digitalen Fotoapparat verwenden.
Sie eignen sich vor allem für den Urlaub, also dort, wo der Standort für die spätere Identifizierung besonders wichtig ist. Man schaltet das Gerät morgens ein, steckt es in die Jacken- oder Rucksacktasche und lässt es fortan laufen. Dabei speichert der Logger in regelmäßigen Abständen die Position, beispielsweise alle 15 Sekunden.
Währenddessen lässt sich wie gewohnt mit der eigenen Kamera fotografieren, ohne erst das GPS-Signal abwarten zu müssen. Abends schaltet man das Zusatzgerät wieder aus. Die meisten dieser Modelle haben eine Batterielaufzeit von etwa 15 Stunden, so dass die Micro- oder Mignon-Batterien jeden zweiten Tag gewechselt werden müssen. Wer bereits ein Outdoor-GPS hat, kann auch dieses statt des Loggers zum Geotaggen verwenden.
Wie aber kommen die Positionsdaten aus dem GPS-Tracker dann in die Bilder? Der Tracker speichert nicht nur fortwährend den Standort, sondern auch die genaue Zeit - genauso wie die Kamera bei jedem Bild.
Geotagging-Aufsätze
Über diesen simplen Zeitvergleich zwischen Zusatzgerät und Fotoapparat lässt sich nach dem Urlaub am Computer daheim jede Aufnahme bequem und automatisch lokalisieren. Viele der dazu benötigten Geotagging-Programme sind kostenlos, beispielsweise Geosetter oder Locr GPS Photo für den Windows-PC, GPSPhotoLinker für den Mac oder GPicSync für beide Systeme.
Das Geotaggen funktioniert nach kurzer Einarbeitung problemlos. Kann die gewählte Software die Daten eines bestimmten Loggers partout nicht verarbeiten, hilft das Tool GPS Babel weiter - hier ist der Name Programm: GPS Babel kann praktisch alle Daten verarbeiten und konvertieren. Und hat einmal die Zeit in der Kamera nicht genau gestimmt, lässt sie sich per Software nachträglich korrigieren.
Eine Variante dieser Logger sind die Tracker-Aufsätze für den Blitzschuh der Kamera, zum Beispiel der Bilora Photo Geotagger GT-01, der Jobo PhotoGPS oder der Phottix Geotagger One. Teilweise werden diese Geräte, die etwa 100 Euro kosten, beim Auslösen nur kurz eingeschaltet. Weil sie sich dann sofort wieder ausschalten, verbrauchen sie kaum Strom. Die genauen Positionsdaten errechnet der Computer über eine spezielle Software erst später und fügt sie dann zu den Bildern.
Das Bild erscheint auf der Karte
Andere Modelle laufen ständig und versehen direkt in der Kamera die Bilder mit den Geokoordinaten. Diese Art ist zwar bequem, allerdings machen solche Aufsätze den Gebrauch etwas unhandlich, weil das aufgesteckte Modul nicht mit in die Kameratasche passt.
Ein Blick auf eine elektronische Landkarte genügt bei geocodierten Aufnahmen, um zu sehen, wo genau sie geschossen wurden. Die Ortsangabe ist dabei so exakt, dass bei breiteren Straßen sogar die Straßenseite klar zu erkennen ist.
Zum Betrachten eignen sich unter anderem die beiden kostenlosen Dienste Google Earth und Google Maps. Zusätzlich können die mit Geodaten versehenen Bilder in Foto-Communities wie Flickr, Locr oder Panoramio hochgeladen werden, um sie anderen zugänglich zu machen. Auf diesen Foto-Communities sind diese Aufnahmen mit genauem Standort auf dem Stadtplan oder der Karte markiert.