Kaiser's-Tengelmann:Rewe und Edeka teilen Tengelmann-Filialen auf

Kaisers Tengelmann

Die Mitarbeiter der Kaiser`s Tengelmann-Filialen appelieren an die Manager aus Angst um ihren Arbeitsplatz.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Kompromiss: Edeka und Rewe einigen sich über die Märkte von Kaiser's-Tengelmann. Nun kommt es nur noch auf den Preis an.

Von Varinia Bernau, Düsseldorf

Im Ringen um die Zukunft der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann mit etwa 15 000 Arbeitsplätzen haben die beiden Bieter für den Lebensmittelhändler eine entscheidende Hürde genommen. Die Konkurrenten Rewe und Edeka haben sich über die Aufteilung der Filialen geeinigt, wie die Sprecher beider Unternehmen bestätigten. Dies galt als der schwierigste Punkt in den Verhandlungen.

Eine Unwägbarkeit aber gibt es noch: Der Kaufpreis muss noch ausgehandelt werden. Dazu ermitteln Wirtschaftsprüfer derzeit den Wert der etwa 400 verbliebenen Läden in Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Sowohl die Summe, die Edeka für das gesamte Filialnetz an den derzeitigen Eigner zahlt, wird sich daran orientieren als auch der Betrag, für den Edeka im zweiten Schritt einen Teil an den Rivalen Rewe weiterreicht. Es sei realistisch, dass sich beide Seiten binnen zwei Wochen auf ein Vertragswerk verständigen, hieß es.

Rewe wollte vermeiden, dass Edeka zu mächtig wird

Tengelmann, Edeka und Rewe hatten sich vor zwei Wochen in einem von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) geleiteten Schlichtungsverfahren auf die Grundzüge eines Kompromisses geeinigt. Dabei haben sich Edeka und Rewe darauf verständigt, dass in Berlin Filialen mit einem Umsatzvolumen von etwa 300 Millionen Euro an den Einzelhändler Rewe gehen. Im Gegenzug will Rewe die Klage gegen die Ministererlaubnis zurückziehen, mit der Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) im Sommer den Verkauf von Kaisers's Tengelmann an Edeka ermöglichen wollte, den das Bundeskartellamt im April aus Wettbewerbsgründen gestoppt hatte. Derzeit ruht das Gerichtsverfahren. Tengelmann-Eigner Karl-Erivan Haub hatte den Verkauf des gesamten Netzes an Edeka bereits zwei zuvor Jahren besiegelt. Der Konkurrent Rewe hatte damals zunächst das Nachsehen. Nachdem das Kartellamt den Verkauf gestoppt hatte und Wirtschaftsminister Gabriel zur Ministererlaubnis gegriffen hatte, zog Rewe gegen diesen Schritt vor Gericht. Im Sommer stoppten die Richter die Fusion. Rewe soll bereits zu Beginn der Schlichtung deutlich gemacht haben, dass es dem Unternehmen nicht allein um eine Entschädigung in Geld gehe. Vielmehr will es vermeiden, dass der Konkurrent Edeka zu mächtig wird. Auch deshalb hatte Rewe gegen Gabriels Ministererlaubnis geklagt.

Deshalb dürfte sich Rewe nun keinesfalls mit wirtschaftlich angeschlagenen Filialen zufriedengegeben haben, oder mit solchen, bei denen demnächst der Mietvertrag ausläuft. Außerdem dürfte Rewe wohl kaum riskieren wollen, dass eine Einigung später vom Bundeskartellamt gekippt wird. Die Wettbewerbsbehörde hat bereits Empfehlungen in das Schlichtungsverfahren eingebracht.

Starker Zwerg in den Großräumen Berlin und München

Verglichen mit Edeka oder Rewe ist die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann ein Zwerg. Dass das Unternehmen als Übernahmeobjekt dennoch interessant ist, liegt an seiner Stärke in den Großräumen Berlin und München. Kaiser's Tengelmann betrieb Ende vergangenen Jahres noch 418 Filialen in Deutschland und erwirtschaftete mit knapp 15 300 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,78 Milliarden Euro. Die meisten Geschäfte - insgesamt 187 - gab es zum Jahresanfang noch in München und Oberbayern. Im Großraum Berlin betrieb die Kette weitere 124 Supermärkte. Inzwischen dürften es allerdings schon wieder einige weniger sein.

Das Familienunternehmen ist eines der ältesten Handelsunternehmen in Deutschland, dessen Anfänge bis ins Jahr 1876 zurückreicht. Doch summierten sich die Verluste seit der Jahrtausendwende auf mehr als 500 Millionen Euro.

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