Kaffeekonsum:44 000 Bäcker gegen Starbucks

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SZ-Grafik: Keller, Unterhitzenberger; Quelle: GfK

In Deutschland haben die Coffeeshops starke Konkurrenz, die den Kaffee meistens billiger anbietet.

Von Jan Schmidbauer

Kaffee ist in Deutschland das beliebteste Getränk. 162 Liter wurden laut dem Deutschen Kaffeeverband im vergangenen Jahr konsumiert - pro Kopf. Demnach trinken die Deutschen sogar mehr Kaffee als Mineralwasser (143,5 Liter).

Trotzdem tun sich die sogenannten Coffeeshops hierzulande schwer. Sie kommen gerade mal auf einen Marktanteil von sieben Prozent. Und dabei ist der Kaffee, den die Fast-Food-Kette McDonald's in ihren McCafés verkauft, schon mit eingerechnet. Selbst an Automaten oder in Tankstellen kaufen die Deutschen mehr Kaffee als in Coffeeshops wie Starbucks, Balzac oder Coffee Fellows. Doch die größten Konkurrenten sind andere: die Bäckereien. Sie verkaufen gut ein Drittel des Kaffees, der außer Haus getrunken wird.

Eine Sprecherin des Deutschen Kaffeeverbandes sagt, dass die Bäckereien sehr schnell auf die stärkere Nachfrage nach Kaffee zum Mitnehmen reagiert haben. Die Bäcker hätten "eine Kaffeekompetenz erworben". Außerdem seien sie ohnehin besser auf die Vorlieben der deutschen Kunden vorbereitet gewesen. Diese, sagt sie, mögen eben lieber belegte Brötchen als Muffins und Schoko-Cookies. Ersteres finden sie eher in den Bäckereien. Laut Kaffeeverband gibt es deutschlandweit 44 000 Bäcker, die Kaffee verkaufen. Zum Vergleich: Starbucks hat in ganz Europa weniger als 2000 Filialen.

Die Überlegenheit der Bäckereien dürfte auch mit den günstigeren Preisen zusammenhängen. So verkaufen diese einen einfachen Filterkaffee oft schon für einen Euro. Durch eine schlichtere Inneneinrichtung sparen sie Kosten. Die Coffeeshops müssen deutlich mehr bieten, weil deren Kunden eine andere Erwartungshaltung haben. Vereinfacht gesagt: Wer gerne Caramel-Macchiato trinkt, erwartet Lounge-Atmosphäre, kostenloses Wlan und qualitativ hochwertigen Kaffee, am besten aus der Siebträgermaschine.

Aber auch diese Nische wird inzwischen von Bäckereien besetzt. Gerade größere Filialen rüsten auf und bieten hochwertigen Kaffee aus italienischen Espressomaschinen an. Der Kaffeeröster Tchibo hat sich bereits auf die neue Nachfrage eingestellt. Das Unternehmen verkauft fertige Kaffee-Bars, die sich in die Bäckereien integrieren lassen.

Während die kleinen Bäckereien und die Konkurrenten Tchibo oder McCafé in fast allen deutschen Städten präsent sind, beschränkt Starbucks sich bislang auf die großen Städte. Mehr als die Hälfte der 159 Filialen stehen derzeit in Berlin, Hamburg, München oder Köln. Der Grund dürfte sein, dass es an diesen Standorten eine attraktivere Zielgruppe für das US-amerikanische Unternehmen gibt: Touristen und Geschäftsreisende. Denn für die ist Starbucks nicht bloß ein beliebiger Anbieter auf dem Markt, sondern die etablierte Weltmarke, bei der zwar der Kaffee teuer, aber wenigstens der Internetzugang kostenlos ist.

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