Kaffeehauskette:Starbucks will mehr Steuern zahlen

Starbucks in London

Starbucks-Filiale in London: Die Kaffehauskette reagiert auf die Kritik der Öffentlichkeit und verlegt die Europazentrale nach Großbritannien.

(Foto: dpa)

Einen Frappuccino to go mit Sahnehäubchen für die Staatskasse, bitte! Die Kaffeekette Starbucks verlegt ihre Europazentrale nach London, um - tatsächlich - mehr Steuern zu zahlen und damit ihr Image zu verbessern.

Steuern zahlen für die Kundenbindung und fürs Image. Was nach einem ungewöhnlichen Konzept klingt, ist die neue Starbucks-Strategie für Großbritannien. Dafür verlegt die weltweit größte Kaffeehaus-Kette ihre Europazentrale von den Niederlanden nach London, wie die britische Times und das niederländische Financieele Dagblad berichten.

Hintergrund dieses Schritts ist die harsche Kritik an der Steuervermeidungspraxis, die Starbucks - ähnlich wie Facebook, Apple und zahlreiche andere Großkonzerne - bislang verfolgte. Mithilfe ausgeklügelter Tricks bei der Gestaltung der Firmenstruktur und durch die geschickte Wahl ihrer Standorte sparen sich die Unternehmen Millionen.

Im Oktober 2012 hatte die Nachrichtenagentur Reuters aufgedeckt, dass Starbucks in Großbritannien für das im September zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2012 überhaupt keine Steuern gezahlt hatte. Es war bereits das 15. Mal in Folge, dass Starbucks einen Fehlbetrag für seinen wichtigsten europäischen Markt bilanziert hatte. Der Fall zeigte exemplarisch, wie sich internationale Konzerne legal arm rechnen, um Steuern zu sparen. (Lesen Sie hier, welche Buchungstricks Starbucks in Deutschland nutzt.)

"Vertrauen stärken"

Doch nicht alles, was legal ist, ist auch moralisch vertretbar. Die Öffentlichkeit reagierte empört auf den Fall - was sich offenbar zunehmend auf das Image des US-Unternehmens niederschlug. Im Dezember 2012 reagierte Starbucks-Europachef Kris Engskov mit einem offenen Brief, in dem er ankündigte, dass der Konzern in Großbritannien mehr Steuern zahlen werde. Dies habe zum Ziel "das Vertrauen der Kunden, die wir in den vergangenen Jahren bedienen durften, zu stärken".

Die Verlegung des Europa-Managements nach London kann als wichtiger Schritt gewertet werden, dieser Ankündigung Taten folgen zu lassen. In den Niederlanden, dem bisherigen Sitz der Zentrale, können Lizenzgebühren ohne Quellensteuer aus der EU ausgeführt werden, was Großkonzernen Kosten spart. Dem Bericht der Times zufolge erklärte Starbucks, das Unternehmen rechne durch die Verlagerung mit höheren Steuerbelastungen in Großbritannien. Die Umstrukturierung geschehe vor allem, um näher am wichtigsten europäischen Markt in Großbritannien zu sein, zitiert das Blatt Europachef Engskov.

Die britische Staatskasse und die Coffee-to-go-Kunden auf der Insel mag das freuen. Zur globalen Image-Politur taugt die Maßnahme jedoch nicht, denn an der Steuerschuld insgesamt wird sich kaum etwas ändern. Weltweit gesehen werde die Belastung "relativ neutral" bleiben, so Engskov in der Times.

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