Kärnten: Teenie-Geschenk im Zwielicht:1000 Euro - einfach so

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Mit einem umstrittenen Finanz-Geschenk an 18-Jährige sorgt Kärntens klamme Landesregierung für Schlagzeilen. Pikant: Das Geld stammt eigentlich aus Bayern.

Tobias Dorfer

Wut mündet mitunter in deftiger Sprache, auch im häufig so charmanten Österreich. Diejenigen, die "das" entschieden haben, sollte man mit "nassen Fetzen zum Teufel jagen", sagt eine entrüstete Passantin zur besten Sendezeit in die Kameras des privaten österreichischen Fernsehsenders ATV. Anlass ihres Zorns ist ausgerechnet ein Geschenk, mit dem die Regierung des Bundeslands Kärnten ihre Bevölkerung zum neuen Jahr beglücken will, zumindest einen Teil davon.

1000 Euro gibt's für alle jungen Leute aus Kärnten, die im Jahr 1991 geboren wurden. Jugendreferent Uwe Scheuch posiert mit den jungen Leuten in Werbeanzeigen. (Foto: Foto: oh)

1000 Euro schenkt das Bundesland all jenen Teenagern, die im Jahr 1991 geboren wurden - einfach so. Ausgeben können die jungen Leute ihr zweckgebundenes Jugendstartgeld für den Führerschein, Weiterbildung oder um Wohnkosten während der Ausbildung zu decken. Ab dem 1. Januar kann der Obolus beantragt werden. In den kommenden Jahren sollen die nächsten Jahrgänge in den Genuss des Geldes kommen. "Eine Aktion von Jugendreferent LHStv. Uwe Scheuch" ist auf der eigens eingerichteten Internetseite zu lesen - womit auch derjenige identifiziert wäre, dem die wütende Passantin den Garaus machen möchte.

Miserable Haushaltslage

Auch in Bayern dürfte das freigiebige Geschenk auf reges Interesse stoßen. Denn die 6,5 Millionen Euro, die das Jugendstartgeld allein im Jahr 2010 kosten soll, werden aus den Zinsen gezahlt, die der Zukunftsfonds Kärnten abwirft, sagte ein Sprecher des Landesjugendreferats in Klagenfurt. Und der wiederum wurde seinerzeit gespeist aus den Erlösen des Verkaufs von Anteilen der Hypo Group Alpe Adria an die BayernLB.

Inzwischen haben die Bayern ihr Desaster-Engagement bei dem österreichischen Kriseninstitut, das vor allem auf dem Balkan Geschäfte macht, beendet. Allerdings zu einem hohen Preis. Die missglückte Expansion kostet die BayernLB nach Angaben der Landesregierung knapp vier Milliarden Euro.

Selbst in Kärnten hat das großzügige Jugendstartgeld nicht nur Befürworter - und das liegt vor allem an der miserablen Haushaltslage des Bundeslands. Denn die Krise hat auch in Klagenfurt ihre Spuren hinterlassen. Die vom rechtspopulistischen Bündnis Zukunft Österreich geführte Landesregierung rechnet damit, dass sich die Schulden Kärntens bis zum Jahr 2011 auf mehr als 2,5 Milliarden Euro erhöhen.

"Beliebige Geldverteilung"

Und da wundert es nicht nur die Opposition, dass die Landesregierung 6,5 Millionen Euro an die jungen Leute verschenken möchte - und zwar unabhängig davon, ob die Eltern Top-Verdiener oder ein Sozialfall sind.

Reinhart Rohr, der Landeschef der SPÖ, kritisiert im Gespräch mit sueddeutsche.de das Jugendstartgeld als "beliebige Geldverteilung", die sich das Land nicht leisten könnte. Zudem sei die Finanzierung notwendiger Infrastruktur-Projekte wegen der 1000-Euro-Gabe nach hinten geschoben worden - und dies nur, um "schwarz-orangene Wahlversprechen" zu erfüllen, sagt Rohr.

Die Landesregierung verteidigt das Vorhaben. Die einheimische Wirtschaft würde davon profitieren, da das Geld nur für Leistungen Kärntner Unternehmen ausgegeben werden dürfe, sagte der Sprecher des Landesjugendreferats zu sueddeutsche.de. Und Landeshauptmann Gerhard Dörfler gab in einer Mitteilung bekannt, der Betrag entlaste die Familienkassen und helfe jungen Menschen. Damit sei er alles andere als ein "Sauf- oder Disko-Tausender".

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