Kabel Deutschland:Eine Trennung auf Raten

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Kabel Deutschland sollte meistbietend verkauft werden. Jetzt setzen die Eigentümer des Kabelnetzbetreibers aber plötzlich auf einen Börsengang.

Martin Hesse

Die Eigentümer von Kabel Deutschland machen es spannend. Bis vor wenigen Tagen erweckte der amerikanische Finanzinvestor Providence noch den Eindruck, als sei er fest entschlossen, den größten deutschen Kabelnetzbetreiber meistbietend zu verkaufen.

Erst sollte Kabel Deutschland meistbietend versteigert werden - jetzt heißt es: der Sender geht an die Börse. (Foto: Foto: dpa)

Gebote zwischen 4,9 und 5,2 Milliarden Euro seien in den vergangenen Wochen bei Providence eingegangen, heißt es in Finanzkreisen. Doch jetzt haben die Amerikaner es sich offenbar anders überlegt: Die Kabel Deutschland GmbH (KDG) mit Sitz in Unterföhring bei München soll nicht verkauft, sondern an die Börse gebracht werden - häppchenweise. KDG wollte sich zu dem Thema nicht äußern.

In Finanzkreisen heißt es, die Bieter seien vor wenigen Tagen informiert worden, dass der Verkauf abgeblasen sei. Mehrere Finanzinvestoren hatten sich für das Kabelunternehmen interessiert. Doch nun setzen Providence und KDG auf die Börse. Zunächst wollen die Eigner einen Minderheitsanteil platzieren. "Providence möchte einen Teil des Geldes vom Tisch nehmen", sagte ein Insider.

Börsengang nur angetäuscht?

Die Rede ist von einem möglichen Erlös von einer Milliarde Euro. Bei einem geschätzten Unternehmenswert von 5,5 Milliarden Euro und Schulden in Höhe von rund drei Milliarden Euro entspräche das etwa einem Anteil von 40 Prozent. Noch ist offen, wie viele Aktien Providence verkaufen möchte. Ob das Geld komplett an die Alteigentümer oder zum Teil auch in die Firma geht, um Investitionen zu finanzieren oder einen Teil der Schulden abzubauen, ist ebenfalls ungeklärt.

Schon in den nächsten Tagen will KDG dem Vernehmen nach mit den Börsenplänen an die Öffentlichkeit gehen. Doch es gibt auch Stimmen in der Branche, die in der Absage an die Kaufinteressenten nur die jüngste Runde in einem Verkaufspoker sehen. "Das könnte auch ein Manöver sein, um die Bieter zu einem höheren Angebot zu locken", heißt es.

Als Interessenten galten zuletzt ein Konsortium der Finanzinvestoren BC Partners und CVC sowie die Beteiligungsgesellschaften Carlyle, Bain Capital und Advent. BC Partners hatte gemeinsam mit Apollo erst vor wenigen Monaten den KDG-Wettbewerber Unity Media an den amerikanischen Kabelkonzern Liberty Media verkauft. Das KDG-Management unter Adrian von Hammerstein soll dieses Konsortium favorisiert haben.

An den Unity-Verkauf erinnert nun die Taktik von Providence - mit umgekehrten Vorzeichen. Bei Unity hatten die Eigentümer lange mit einem Börsengang geliebäugelt, ehe sie die Firma im November an Liberty verkauften, die Firma des US-Kabelmanagers John Malone. Umso überraschender kommt jetzt die Vorentscheidung für einen Börsengang von KDG - zumal sich das Umfeld für Börsengänge seit Jahresbeginn eher wieder verschlechtert hat.

Mehrere Beteiligungsgesellschaften hatten deshalb in den vergangenen Wochen Pläne für den Verkauf von Firmen auf Eis gelegt. Blackstone sagte den Börsengang des Themenpark-Betreibers Merlin Entertainment ebenso ab wie die Platzierung des Reisebuchungssystems Travelport. Permira und Apax gaben den Plan auf, die Textilkette New Look an die Börse zu bringen.

Gebote unzureichend

Dennoch hofft Providence, über die Börse unter dem Strich mehr Geld aus KDG herauszuholen als durch einen Direktverkauf. Im Umfeld des Unternehmens heißt es, die Eigentümer setzten darauf, dass sich die Märkte stabilisierten. Außerdem ließen sich die restlichen Anteile teurer verkaufen, wenn die KDG-Geschäfte weiter so gut liefen wie zuletzt und die Schulden gesenkt werden könnten. Der Umsatz war in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres um gut neun Prozent gestiegen, der operative Gewinn um knapp 14 Prozent auf 486 Millionen Euro.

Offenbar war Providence nicht zufrieden mit der Höhe der bisherigen Gebote. Finanzinvestoren leihen sich einen Großteil des Geldes für Übernahmen von Banken. Zuletzt wurde es wieder schwieriger und teurer, solche Übernahmefinanzierungen zu bekommen. Je weniger Geld die Investoren von den Banken bekommen, desto mehr eigenes Geld müssen sie investieren, was die gebotenen Preise tendenziell drückt. Und noch eine Überlegung könnte für die KDG-Eigentümer eine Rolle gespielt haben: Gelingt der Börsengang, könnten sie für den Verkauf der restlichen Anteile eine größere Zielgruppe erreichen.

© SZ vom 23.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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