Kursanstieg:Juve-Neuzugang Vlahovic beflügelt die Fantasie der Anleger

Kursanstieg: Die Fans leiden: Eine Anhängerin des italienischen Traditionsvereins hält tapfer den Schal hoch beim Heimspiel in Turin.

Die Fans leiden: Eine Anhängerin des italienischen Traditionsvereins hält tapfer den Schal hoch beim Heimspiel in Turin.

(Foto: Marco Bertorello/AFP)

Der italienische Traditionsverein hinkt seiner Bestform zwar hinterher, gibt aber weiter fleißig Geld aus. Selbst wenn der Neuzugang floppen sollte, sieht man sich gut aufgestellt.

Von Johannes Bauer

So lange sind die glorreichen Tage von Juventus Turin noch nicht vorbei. Noch 2015 und 2017 standen die Bianconeri im Finale der Champions League, verpassten die europäische Krone aber knapp. Doch spätestens ab 2020 begann der Abschwung, als die Piemonteser dem neunten Meistertitel in Folge keinen zehnten mehr hinzufügen konnten. Christiano Ronaldo verließ daraufhin den Verein und bei "Juve" machte sich Angst breit, man hätte die nationale Vormachtstellung, die in ähnlicher Form in Europa wohl nur der FC Bayern genießt, nachhaltig verspielt. Beim Blick auf die aktuelle Tabelle müssten bei Clubchef Andrea Agnelli die Alarmglocken schon eine ganze Weile bimmeln, denn bleibt sein Team auf Platz fünf, spielt man nächstes Jahr nicht einmal mehr in der äußerst lukrativen Champions League.

Agnelli ist jedoch nicht nur Fußballfunktionär, sondern sitzt auch im Vorstand von Fiat. Der Industrie-Clan, zu dem er gehört, zählt zu den reichsten Familien Italiens. Agnelli und damit auch Juventus Turin haben also eine Trumpfkarte gegen sportlichen Misserfolg, auf die man weiter südlich - vor allem in Florenz und Neapel - schon lange argwöhnisch blickt: schier unerschöpfliche Geldreserven.

Das ist der eine Grund, warum es sich der Verein leisten kann, Spieler wie Dusan Vlahovic zu verpflichten, der vom Konkurrenten AC Florenz nach Turin wechselt und mit Bonuszahlungen fast 90 Millionen Euro Ablöse kosten soll. Wie die "Gazetta dello Sport" berichtet, soll Juventus mit dem Gehalt des Stürmers gar ein Gesamtpaket von 125 Millionen Euro schnüren müssen.

Durch die 24 Tore, die der Serbe diese Saison in Liga und Pokal für seinen alten Club geschossen hat, und durch seine wuchtige Spielweise gilt der 22-Jährige als große Hoffnung auf eine Rückkehr zum sportlichen Erfolg. Das sehen nicht nur die Fans des Vereins so, sondern auch die Anleger. Nach der Bekanntgabe des Transfers am Montag stieg die Aktie des Juventus Football Club zwischenzeitlich um mehr als sechs Prozent auf etwas mehr als 40 Cent, verlor diesen Zuwachs im Laufe des Tages dann allerdings wieder.

Nun gerät selbst ein Verein mit den großzügigsten Geldgebern in Schwierigkeiten, wenn die Fans den Stadien fernbleiben müssen und die Verantwortlichen darüber hinaus nicht gerade für ihr solides Wirtschaften bekannt sind. Juventus Turin verzeichnete in der Saison 2020/2021 ein dickes Minus von knapp 210 Millionen Euro, was die Schulden des Vereins mehr als verdoppelte. Für den Fall, dass Neuzugang Vlahovic nicht so einschlägt wie einst Vereinsikone Pavel Nedved, der als Bravosport-Poster in vielen Kinderzimmern hing und mittlerweile Vizepräsident des Vereins ist, hätte Juventus noch einen Plan B: Auf der letzten Bilanzvorstellung wurde bekannt gegeben, dass für die Investoren weitere Anteile im Wert von 400 Millionen Euro auf den Markt kommen sollen.

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