Justus Haucap:Mit der Macht der freien Schnauze

Wer sind die wahren Mächtigen in der Wirtschaft? Und warum darf der Weltfußballverband Fifa alles plattwalzen? Justus Haucap, Chef der Monopolkommission und Weltpokalsiegerbesiegerliebhaber hat Ihre Fragen im Chat beantwortet.

Er liebt St. Pauli. Und er ist vernarrt in die Ökonomie. Dass so einer auch mal draufhauen kann, wo andere schweigen, und überraschen kann, wo andere langweilen, beweist Justus Haucap, Wissenschaftler und Chef der Monopolkommssion, gerne.

Wirtschaft und Justus Haucap

Justus Haucap - Chef der Monopolkommission.

(Foto: online.sdewirtschaft)

HIER DER CHAT MIT JUSTUS HAUCAP IM WORTLAUT

Beispiel: Die Abwrackprämie, die Haucap gerne als "Schnapsidee" bezeichnet und als Beleg dafür anführt, wie orientierungslos die Regierung in der Krise handelte, beschreibt er so: "Ich würde meiner Tochter einen Teil des Taschengeldes wegnehmen und ihr sagen, dass wir das Geld nun ihrem Bruder geben müssten, damit er dafür seine alten Spielzeugautos wegschmeißt - und sich neue kauft." Haucap ist sich sicher: Seine Kinder hätten ihm gesagt, er habe nicht alle Tassen im Schrank. Doch die Bundesregierung habe im Grunde genau so gehandelt - mit jämmerlichem Ergebnis.

Rüde Praktiken

Genauso wundert sich Haucap, warum die seit 1951 existierende Bundesmonopolverwaltung für Branntwein Jahr für Jahr 80 Millionen Euro an Steuergeld kassiere. Immerhin sei doch das Branntweinmonompol schon 1976 abgeschafft worden. Daneben stellt Haucap gleich 49 weitere Behörden in Frage - und die ursprünglich geplanten staatlichen Hilfen für Opel sowieso.

Pünktlich zur Fußball-WM geißelte Haucap nun auch die rüden Praktiken des Fußball-Weltverbandes Fifa. Die Fifa nutzt ihr Monopol für eines der weltgrößten Medienereignisse, um die Preise für die Vermarktung und Übertragung der WM in die Höhe zu treiben. Am Ende zahlen vor allem die "Zuschauer und Konsumenten, auf die die Kosten abgewälzen werden", sagt Haucap.

Offensichtlich gefällt die Kombination aus munterer Sprache und unkonventionellen Gedanken auch Haucaps Kollegen und Lehrmeistern, denn sie ebnen Haucap den Weg, wo es nur geht: Sie machen ihn mit 28 zum Doktor, lassen ihn mit 34 habilitieren und wählen ihn mit 39 Jahren zum Chef der Monopolkommission. Das ist eine Institution, die so dröge daherkommt, dass sie einen aufgeweckten Kopf an ihrer Spitze gut gebrauchen kann.

Wer Haucap verstehen will, muss sich aber auch mit Oliver E. Williamson beschäftigen, einen der großen alten Männer der Ökonomie. Nobelpreisträger, natürlich. Beim ihm studierte Haucap an der University of California, Berkeley und Williamson stellte theoretisch die Fragen, die Haucap nun praktisch beantworten muss: Wann sollte man Vorgänge eher einem Markt überlassen, wann sollte der Staat eingreifen?

Das gilt ganz besonders jetzt. Warum sind die Energiepreise so hoch, obwohl der Ölpreis wieder so stark gefallen ist? Und wie lässt sich die Macht der Fifa brechen? Die Antworten von Haucap im Chat.

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