Wintersport:Lust auf ein eigenes Skigebiet?

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In der Idealvorstellung des Käufers sähe das Skigebiet wohl ungefähr so aus. Leider klaffen Realität und Wunsch manchmal auseinander. (Foto: Friedrich Bungert)

Das Skigebiet Jungholz im Tannheimer Tal steht für 1,8 Millionen Euro zum Verkauf. Ein Schnäppchen? Kommt ganz darauf an.

Von Silvia Liebrich, München

Welcher Skifahrer oder Snowboarder kennt das nicht? Da freut man sich auf einen fantastischen Tag im Schnee, und dann das: Schon auf dem Parkplatz geht es zu wie an einem Samstag vor Weihnachten in der Innenstadt. Die nächste Schlange wartet schon vor dem Kartenverkauf und so weiter. Steht man endlich auf dem Gipfel, scheinen erst einmal all die Strapazen vergessen. Gibt es etwas Besseres, als auf einer locker-flockigen Piste nach unten zu stauben?

Es könnte alles so schön sein, wären da nur nicht die vielen anderen Skifahrer, die einem den Platz beim Kurvenziehen streitig machen. Kommt noch hinzu: Zwischen der Selbsteinschätzung des Könnens und den tatsächlichen Fähigkeiten mancher Fahrer liegen manchmal Welten. Was den Skisport zu einem unkalkulierbaren Risiko für die eigene Gesundheit macht.

Wer hat da nicht schon einmal davon geträumt, die Pisten ganz allein für sich und seine Liebsten zu haben?  Für Interessenten gibt es nun ein quasi maßgeschneidertes Angebot. Vorausgesetzt natürlich, es fehlt nicht am nötigen Kleingeld. In Jungholz in Tirol, ganz in der Nähe zur deutschen Grenze steht ein kleines, aber feines Skigebiet zum Verkauf, für rund 1,8 Millionen Euro.  Zum Paket gehören nach Medienberichten Grundstücke, Immobilien, vier Schlepplifte, zwei Vierersessellifte, 46 Schneekanonen, drei Pistenraupen, weitere Fahrzeuge und auch ein Kinderspielbereich. Gemessen an Münchner Eigenheimpreisen klingt das nach einem Schnäppchen.

Doch bevor Schnellentschlossene sich jetzt spontan ins Abenteuer stürzen und das Skigebiet kaufen, soll an dieser Stelle auch deutlich gesagt werden: Es gäbe da das ein oder andere zu bedenken. Da wäre zum Beispiel die Sache mit dem Klimawandel und dem an sich unberechenbar gewordenen Wetter. Branchendaten zeigen, in den vergangenen Wintern mangelte es den meisten Wintersportorten meist nicht an Gästen, dafür aber an Schnee. Bei Temperaturen deutlich über null Grad können selbst 46 Schneekanonen wenig ausrichten. Kommt der Schnee doch, dann immer öfter in so rauen Mengen, dass er kaum noch zu bändigen ist.

Ein paar nüchterne Tatsachen aus der Welt der Finanzen

Selbst wenn man bereit wäre, das Schnäppchen-Skigebiet mit anderen Brettlfans zu teilen – irgendwie müssen die Unkosten schließlich wieder hereinkommen –, könnte es kompliziert werden. Ein paar nüchterne Tatsachen aus der Welt der Finanzen:  Skifahren und Winterurlaube sind teuer und in der aktuellen Krise müssen viele Menschen mehr denn je aufs Geld schauen. Einer alten Faustformel zufolge kostet eine Woche im Skiurlaub so viel wie drei Wochen Sommerurlaub. Fragt man Dennis Utzerath, Tourismus-Experte der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG), dann wird eher der Winterurlaub gestrichen. „Den Haupturlaub spart man in Deutschland nur sehr begrenzt ein. Was leidet, sind die Kurzreisen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Deshalb sei an dieser Stelle deutlich darauf hingewiesen, dass auch das Skigebiet Jungholz im Tannheimer Tal schon länger zu kämpfen hatte und schließlich Konkurs anmelden musste. Die Lifte blieben zu oft wegen Schneemangels geschlossen, für nötige Investitionen fehlte das Geld. Die Schulden summierten sich nach Angaben des Branchendienstes skinachrichten.de zum Schluss auf gut 3,5 Millionen Euro.

In Jungholz gibt man sich dennoch optimistisch. Laut Bürgermeisterin Karina Konrad gibt es bereits Interessenten. Doch in diesem Winter werden die Lifte wohl nicht mehr angeworfen. Der Skibetrieb werde frühestens in der nächsten Wintersaison wiederaufgenommen, hieß es weiter. Bleibt die Erkenntnis: Ein Skigebiet kaufen, ist nicht schwer. Es wieder in Gang zu bringen, ist jedoch eine ganz andere Nummer.

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