Julia Klöckner:Bitte zugreifen

Julia Klöckner beim Plan-W-Kongress in Berlin, 2019

Julia Klöckner beim PLAN W-Kongress in Berlin.

(Foto: Stephan Rumpf)

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner fordert Chancen und Mut. "Ich wäre nicht in der Politik, wenn es nicht das Frauenquorum in der Union gegeben hätte", erzählt die Rheinland-Pfälzerin.

Von Markus Balser

Wie es um die Gleichberechtigung in der Politik steht? Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) erlebt bei Gipfeln und Konferenzen ständig mit, wie ungleich die Rollen der Macht verteilt sind: "Eine nahezu geschlossene Reihe von Männern in dunklen Anzügen und ab und zu mal eine Frau", sagt Klöckner am Mittwoch bei ihrer Rede auf dem Plan-W-Kongress. Die Ungleichheit sei auch in Deutschland noch immer zu groß. In der Reihe der Innenminister etwa suche man vergeblich eine Frau.

Plan W-Kongress

Der erste Plan W-Kongress fand am 5. und 6. Juni 2019 in Berlin statt. Frauen und Männer aus der Wirtschaft diskutierten die Themen Digitalisierung, Gerechtigkeit, Künstliche Intelligenz und New Work. Alle Artikel zum Thema finden Sie hier.

"Warum eigentlich?", fragt Klöckner. Die 46-Jährige weiß aus eigener Erfahrung, dass es Instrumente braucht, um etwas zu ändern. "Ich wäre nicht in der Politik, wenn es nicht das Frauenquorum in der Union gegeben hätte", sagt Klöckner. 2002 kam der Anruf aus ihrem Heimatkreis in Rheinland-Pfalz, ob sie nicht für den Bundestag kandidieren wolle. Warum der Herrenkreis der Lokalpolitiker sie überreden wollte? Klöckner erfuhr: Der Listenplatz war frei und sollte von einer Frau besetzt werden. Die Ministerin zählt seither zu den Politikerinnen, die in Berlin immer wieder auf Defizite bei der Gleichberechtigung hinweisen. Zuletzt trat sie Mitte Juni dazu ans Rednerpult des Bundestages. Das Parlament feierte 70 Jahre Grundgesetz. In dessen Artikel 3 heißt es: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."

Doch Nachteile gibt es noch immer. Klöckner spürt das auch im eigenen Umfeld. Es gebe viele Frauen mit Mut, Gestaltungswillen, Überzeugungen - und zu wenige Chancen. Frauen müssten aber nicht nur häufiger die Gelegenheit bekommen, Führungspositionen zu übernehmen. Sie müssten sich selbst auch mehr zutrauen, um selbst neue Rollenbilder zu schaffen. Zwar sei in ihrem Ministerium der Anteil der Referatsleiterinnen auf 40 Prozent gestiegen. Aber auf der oberen Führungsebene, sei es oft gar nicht leicht, Frauen für Jobs zu gewinnen, sagt Klöckner. "Für Frauen ist es eben nicht selbstverständlich, zuzugreifen."

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