Jürgen Peters:Ein Vize - zwei Lager

Nach dem gescheiterten Streik in der ostdeutschen Metallindustrie ist innerhalb der IG Metall eine Debatte über den designierten Chef Jürgen Peters entbrannt. Ein Teil der Funktionäre fordert offen den Rücktritt des IG-Metall-Vize, während andere ihn verteidigen.

Das IG-Metall-Vorstandsmitglied Dieter Hinkelmann forderte Peters auf, seinen Rücktritt anzubieten. "Er ist gut beraten, seine Kandidatur zur Verfügung zu stellen", sagte er der Financial Times Deutschland.

Hinkelmann, der auch Betriebsratsversitzender bei Ford ist, betonte, er wolle sich künftig darauf verlassen können, "dass der politische Vorstand die Lage richtig beurteilen kann".

"Kein Ausstiegsszenarium"

In der Hauptsache warf er Peters vor, kein Ausstiegsszenarium vorbereitet zu haben. Der zuständige Streikleiter in Ostdeutschland, Hasso Düvel, müsse dagegen seinen Posten nicht zwangsläufig aufgeben. "Düvel ist beim Vorstand angestellt, Peters hat ein Wahlamt", begründete Hinkelmann seine Sichtweise.

Der für Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen und Thüringen zuständige Leiter des IG-Metall-Bezirks Frankfurt, Klaus Mehrens, sagte der Rheinpfalz (Dienstagausgabe), wenn er in Peters´ Lage wäre, "würde ich ernsthafte persönliche Konsequenzen in Erwägung ziehen". Ein personeller Neuanfang könne der IG Metall helfen, aus der derzeit schwierigen Situation heraus zu kommen.

"Unnötige Personaldebatte"

Allerdings bekam Peters aus dem IG-Metall-Vorstand auch Rückendeckung: Das Vorstandsmitglied Dieter Kunkel sagte der Financial Times Deutschland: "Wir brauchen keine erneute Personaldebatte, sondern eine schonungslose Aufklärung." Es sei auch nicht einzusehen, dass sich die Debatte ausschließlich um den für die Tarifpolitik zuständigen IG-Metall-Vize Peters drehe.

Zu einem Rücktritt von IG-Metall-Chef Klaus Zwickel wolle er zwar nicht aufrufen. "Aber wenn es um Verantwortlichkeit geht, sind wir alle angesprochen", fügte Kunkel hinzu.

Auch die 70.000 Saar-Metallgewerkschafter stärkten Peters den Rücken. Alle vier Verwaltungsstellen der IG Metall im Saarland stellten sich in einer Umfrage der Saarbrücker Zeitung hinter den IG-Metall-Vize.

"Kesseltreiben"

"Ich beteilige mich nicht am Kesseltreiben gegen den Kollegen Peters", sagte der zweite Bevollmächtigte der IGM-Verwaltungsstelle Völkingen, Robert Hiry, dem Blatt.

Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Neunkirchen, Volker Fiedelak, griff jene Autokonzern-Betriebsräte an, die zum Anti-Peters-Lager gerechnet werden. Er gab dem Vorsitzenden des Opel-Gesamtbetriebsrates, Klaus Franz, den "guten Rat", erst einmal den Organisationsgrad bei Opel von 55 auf 65 Prozent zu steigern, anstatt sich in den Medien zu produzieren.

(sueddeutsche.de)

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