Der Software-Konzern SAP muss sich einen neuen Technologiechef suchen. Der bisher zuständige Vorstand Jürgen Müller werde das Unternehmen Ende September verlassen, wie der Dax-Konzern am Dienstag überraschend bekannt. Hintergrund des plötzlichen Abschieds: „Bei einer vergangenen Firmenveranstaltung kam es zu einem Ereignis, bei dem ich mich unangemessen verhalten habe“, wie Müller mitteilte. Er und der Aufsichtsrat hätten sich daher einvernehmlich über sein Ausscheiden geeinigt. „Ich übernehme die volle Verantwortung und denke, dass mein Rücktritt das Beste für das Unternehmen ist.“
Zu Details des Vorfalls wollte sich das Unternehmen nicht äußern. Nur so viel ließ Müller wissen: Er bedauere, dass er unüberlegt gehandelt habe und entschuldige sich aufrichtig bei allen involvierten Personen. Sein Verhalten habe nicht die Werte des Unternehmens widergespiegelt. Der Manager arbeitet seit 2013 bei SAP und ist seit 2019 Mitglied des Vorstands. Erst im April war sein Vertrag dort bis Ende 2027 verlängert worden.
Es ist nicht der erste Vorfall, der Fragen zur internen Firmenkultur bei SAP aufwirft: So sei auf Firmenveranstaltungen regelmäßig zu viel Alkohol konsumiert worden. Ehemalige und aktuelle Mitarbeiter klagten bereits mehrfach über Schikanen und Belästigungen, die insbesondere Frauen am Aufstieg in Führungspositionen gehindert habe. Und es gibt noch viel gravierende Vorwürfe: Bereits im Jahr berichteten 2022 zwei frühere Mitarbeiterinnen, sie seien von Kollegen bei Firmenveranstaltungen auf Dienstreisen vergewaltigt worden.
Zuletzt hatte es zudem bereits mehrere Wechsel im Vorstand des Dax-Konzerns gegeben. So hatten erst kürzlich Vertriebschef Scott Russell und Marketing-Managerin Julia White ihren Abschied aus dem Walldorfer Konzern angekündigt. Den Großteil von Müllers Aufgaben soll den Angaben zufolge nun vorübergehend Michael Ameling, Chef der BTP Foundation bei SAP, übernehmen. Der Bereich Sicherheit und Cyber-Sicherheit wird demnach vorläufig von Cloud-Vorstand Thomas Saueressig mitbetreut.