Süddeutsche Zeitung

Joe Kaeser im Gespräch:Siemens-Chef verteidigt sein Lob für Donald Trump

Die US-Steuerreform sei begrüßenswert, nicht aber Trumps Reaktionen auf rechtsradikale Demos: Siemens-Chef Joe Kaeser erklärt sein Verhältnis zum US-Präsidenten.

Von Caspar Busse und Thomas Fromm

Der Siemens-Chef sitzt neben dem US-Präsidenten und lobt dessen Politik - für seinen Auftritt in Davos wurde Joe Kaser kritisiert. Nun verteidigt sich der Konzernchef im SZ-Interview: "Ich habe ja dem amerikanischen Präsidenten zur Steuerreform für Unternehmen gratuliert, und nicht für sein erstes Amtsjahr oder zu der Art, wie er auf rechtsradikale Demonstrationen reagiert", sagt Kaeser.

Die in den USA kurz vor Weihnachten verabschiedete Steuerreform hält Kaeser für gute Standortpolitik. "Zum Glückwunsch zur Unternehmensteuerreform stehe ich." Die Reform werde zu Wachstum, Investitionen und mehr Jobs führen. "Damit hilft sie dem ganzen Land", sagt Kaeser.

In Davos sagte Kaeser des Weiteren zu Trump, dass Siemens die nächste Generation von Gasturbinen in den USA entwickeln wolle. Dabei steht der Konzern in Deutschland unter Druck, denn in der Kraftwerkssparte sollen Tausende Jobs gestrichen werden. "Die Kapazitätsanpassungen an den Produktionsstandorten hier haben nichts zu tun mit der Entwicklung einer nächsten Turbinen-Generation dort", verteidigt sich Kaeser. "Im letzten Quartal haben wir nicht eine Gasturbine in Europa verkauft. Das zeigt, dass wir jetzt handeln müssen, bevor es zu spät ist."

"Ich habe den Mitarbeitern versprochen, dass ich sie nicht allein lasse"

Betroffen von den Siemens-Plänen ist die Oberlausitz in Sachsen. Kaeser sieht hier auch den Staat in der Verantwortung. "Es geht uns nicht nur um unser Werk und die Arbeitsplätze dort. Es geht um eine ganze Region", sagte er. "Neben der Wirtschaft werden auch Bund und Land hier einen Beitrag leisten müssen."

Es gehe ihm aber nicht darum, das Problem bei der Politik abzuladen: "Ich habe den Mitarbeitern versprochen, dass ich sie nicht alleine lasse." Heißt das, dass das Werk in Görlitz jetzt nicht geschlossen wird? "Wenn überhaupt, dann wäre das nicht vor 2023", so Kaeser.

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