Jobabbau:"Ungezügelter Raubtierkapitalismus"

Minus 8100 bei BMW, minus 3000 bei Henkel: Von den Gewerkschaften und aus der Politik gibt es massive Kritk am radikalen Jobabbau in der deutschen Wirtschaft. Für die Linke ist der Schuldige schnell ausgemacht.

Der Partei- und Fraktionschef der Linken, Oskar Lafontaine, hat die angekündigten Massenentlassungen bei einigen Großkonzernen als Folge des "ungezügelten Raubtierkapitalismus" kritisiert.

Jobabbau
(Foto: Foto: ddp)

Er warf der Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Untätigkeit vor. "Die Regierung Merkel setzt dem keinerlei Schranken. Sie ist deshalb mitverantwortlich, wenn führende deutsche Unternehmen Tausende auf die Straße setzen", sagte Lafontaine am Donnerstag in Berlin.

"Wenn bei BMW eine Kapitalrendite von mehr als 26 Prozent und eine Umsatzrendite von acht bis zehn Prozent erreicht werden soll, zeigt das die Gier und die Maßlosigkeit der Konzerne."

Im Interesse aberwitziger Renditesteigerungen werde jede Rücksicht auf die Lebensbedingungen der Beschäftigten und ihrer Familien zur Seite geschoben. Dass Leiharbeiter die ersten Opfer der Rotstiftpolitik der Konzerne seien, offenbare die Verantwortung von Union und SPD. Diese hätten Vorstöße zur Einschränkung der Leiharbeit abgelehnt.

Kritik kommt auch aus den Reihen der Union. Fraktionsvize Michael Meister nannte es nicht "vermittelbar, wenn gleichzeitig Gewinne und Entlassungen verkündet werden."

Leitlinie Maßlosigkeit

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) forderte die Unternehmen auf, ihre gute Auftragslage zu nutzen und ihrer Verantwortung gerecht werden. Statt Beschäftigung trotz einer guten Geschäftslage abzubauen, sollten sie Menschen einstellen und qualifizieren, erklärte Scholz am Donnerstag in Berlin.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer Wend, plädierte in der Berliner Zeitung dafür, die Bezahlung von Managern mit Aktienoptionen zu begrenzen.

Zudem müsse überlegt werden, die Spekulationsfrist für Aktien zu verlängern und das Stimmrecht für Aktionäre an die Haltefrist zu knüpfen. "Wir müssen Anreize setzen, um kurzfristige Spekulationen zu reduzieren", sagte Wend. Es sei problematisch, dass Unternehmen immer mehr dazu übergingen, sich nur an der nächsten Aktionärsversammlung zu orientieren, statt sich mittel- und langfristig aufzustellen.

Meister (CDU) sagte dem Blatt, es sei nicht nachvollziehbar, dass Unternehmen über Fachkräftemangel klagten, zugleich aber Mitarbeiter entließen. "Langfristiges Denken wäre es, wenn die Mitarbeiter entsprechend qualifiziert werden." DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach nannte es einen "Skandal, dass ausgerechnet die Konzerne, die fette Gewinne einstreichen, auf Kosten der Beschäftigten nach Extra-Profiten streben". Hier sei offenbar Maßlosigkeit die Leitlinie unternehmerischen Handels.

Nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit (BA) wird der geplante Stellenabbau bei BMW und Henkel keine gravierenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben. Der Verlust ihrer Arbeit sei sicherlich für die Betroffenen ein harter Schlag. Den Arbeitsmarkt insgesamt dürfte der Stellenabbau wegen der derzeit guten Lage aber nicht belasten, sagte der BA-Vorstandschef Frank- Jürgen Weise. "Der Stellenabbau bei einigen Großunternehmen ist immer noch kleiner als der unspektakuläre Aufbau an Beschäftigung in kleinen und mittleren Betrieben", fügte Weise hinzu.

Der Autohersteller BMW hatte am Mittwoch den Abbau von 8100 Arbeitsplätzen bestätigt, davon 7500 in Deutschland. 5000 Betroffene seien Zeitarbeitskräfte. Der Waschmittel- und Klebstoffhersteller Henkel will weltweit 3000 Stellen streichen.

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