Jean-Paul Belmondo:Eine traurige Rolle

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Der alternde Filmstar Jean-Paul Belmondo hat Pech mit seiner Geliebten: Sie nimmt ihn aus, finanziert mit dem Geld offenbar krumme Geschäfte ihres Ex-Manns - und Belmondo kommt von ihr nicht los.

Michael Kläsgen

Es ist wie im Film: Ein in die Jahre gekommener Prominenter lässt sich von einer halb so jungen Schönheit den Kopf verdrehen. Sie zieht ihm das Geld aus der Tasche und finanziert damit die halbseidenen Geschäfte ihres Ex-Mannes. Der reiche Star kommt aber nicht von der diabolischen Geliebten los. Das Szenario erinnert an einen seiner großen Filme: "Das Geheimnis der falschen Braut". Doch diesmal ist es die Realität, die Jean-Paul Belmondo eingeholt hat. Der 77 Jahre alte französische Filmstar ist verwickelt in eine Affäre um Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Der leider wahre Plot spielt im Milieu der Wirtschaftskriminalität unterer Kategorie.

"Wenn wir mehr Belmondos mit 200.000 Euro hätten, wäre das gut." (Foto: Reuters)

Alles fing vor zwei Jahren in Antibes an der Côte d'Azur an. Der alternde Star, stets braungebrannt und mit silbernem Haar, verliebte sich in das ehemalige Playboy-Modell Barbara Gandolfi. "Bébel", wie ihn die Franzosen nennen, hatte sich damals von seiner zweiten Ehefrau Natty getrennt, mit der er kurz zuvor ein Kind gezeugt hatte. Von seinem 2001 erlittenen Schlaganfall war er wieder genesen. Das 34 Jahre junge ehemalige Playmate bezirzte den frisch Geschiedenen und nutzte seine Großzügigkeit aus. Mindestens 400.000 Euro soll Bébel der Belgierin italienischer Herkunft überwiesen haben.

Was mit dem Geld geschah, ist Gegenstand von Ermittlungen in Frankreich und Belgien. Wie die Polizei vermutet, ist das Geld über etliche Bankkonten in Frankreich nach Belgien und Luxemburg, dann in den Mittleren Osten und wieder zurück geflossen. Am Ende landete es offenbar in den drei Striptease-Lokalen und der Energy-Drink-Firma von Gandolfis Ex-Ehemann Frédéric Vanderwilt. Der residiert mal in Belgien, mal in Dubai, wo er weitere Etablissements unterhält. Die Polizei vermutet auch ein Umsatzsteuerkarussell und ermittelt wegen Menschenhandel und Zuhälterei.

In Rage

Belmondo musste in der Affäre in Paris als Zeuge aussagen. Die Ermittler wollten herausfinden, was er von den krummen Geschäften wusste. War er nur Opfer oder Mitwisser? Hat seine Geliebte ein Doppelleben geführt, von dem er nichts ahnte? Oder war sie womöglich gar nicht seine Geliebte, sondern ein Lockvogel? Tonbandmitschnitte der belgischen Polizei, die der Pariser Untersuchungsrichter dem Star vorspielte, entlasten Belmondo.

Die Presse machte sie publik. In einem Telefonat sagte Vanderwilt demnach zu Gandolfi: "Wenn wir mehr Belmondos mit 200.000 Euro hätten, wäre das gut." Der Satz ist eine Anspielung darauf, dass Belmondo der ehemaligen Miss-Belgien-Kandidatin Anfang 2009 einen Scheck mit 200.000 Euro ausgestellt hat. An anderer Stelle fragte Gandolfi ihren Ex-Mann: "Was meinst du, wie viel wir einnehmen könnten, wenn wir jedes Jahr einen Belmondo an Land ziehen?" Der gealterte Star soll nach dem Abspielen der Bänder in Rage geraten sein.

Eigentlich wollte er seine Geliebte anzeigen. Frankreich fieberte schon einem zweiten Fall Bettencourt entgegen. Die 87 Jahre alte Erbin des Kosmetikkonzerns L'Oréal hatte einem 25 Jahre jüngeren Mann Geschenke von einer Milliarde Euro gemacht. Ihre Tochter zeigte den Günstling wegen Missbrauchs geistiger Schwäche an. Auch Belmondos Familie legte ihm nahe, auf "abus de faiblesse" zu pochen.

Doch nach einer Begegnung mit Gandolfi sah er von einer Anzeige ab. Stattdessen ging er mit seiner Freundin in die Gegenoffensive. Die junge Dame zeigte die belgische Polizei wegen Verstoßes gegen das Ermittlungsgeheimnis an. Sie habe Belmondo gegen sie aufbringen wollen, ihm verfälschende Ausschnitte vorgespielt, um sie als Prostituierte darzustellen. Bébel sagte selbstbewusst: "Ich weiß sehr genau, was ich tue." Seine Familie verzweifelt angesichts der Affäre. "Aus therapeutischer Sicht tut ihm die Beziehung vielleicht gut", wird ein Freund zitiert, "aber zu welchem Preis?".

© SZ vom 06.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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