Japan: Wirtschaft unter Sparzwang:Sony streicht 16.000 Stellen

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Alarmstufe Rot in Japan: Sony kappt 16.000 Jobs. Das sagt viel über den Zustand der japanischen Wirtschaft, die weit stärker schrumpft als erwartet.

Schlechte Nachrichten für die Beschäftigten des japanischen Elektronikkonzerns Sony. 16.000 Stellen fallen dort der globalen Wirtschaftskrise zum Opfer - das ist der heftigste Stellenabbau durch ein japanisches Unternehmen seit Beginn der Weltwirtschaftskrise. Im Zuge eines drastischen Umbaus will der zweitgrößte Hersteller von Konsumelektronik der Welt Investitionen drosseln, Produktion auslagern und sich von unprofitablen Geschäftsbereichen trennen. Auf diese Weise sollen bis März 2010 mehr als 100 Milliarden Yen (340 Millionen Euro) eingespart werden, teilte der krisengeplagte Konzern mit.

Drastische Einschnitte bei Sony: Der Elektronikkonzern streicht weltweit 8000 Arbeitsplätze. (Foto: Foto: AFP)

Von den Stellenstreichungen sind 8000 Festangestellte im Elektronikbereich betroffen, das sind fünf Prozent der weltweiten Belegschaft in der von der Krise besonders hart getroffenen Sparte. Außerdem fallen 8000 Zeitarbeiter-Stellen weg. Insgesamt plant Sony, die Zahl der Fertigungsstätten in aller Welt von derzeit 57 bis zum März 2010 um rund zehn Prozent zu reduzieren. Ende September beschäftigte Sony weltweit noch 160.000 Mitarbeiter in dem von der Krise besonders hart getroffenen Elektronikbereich. Die bislang geplanten Investitionen in der Elektroniksparte sollen zum kommenden Geschäftsjahr um 30 Prozent gekürzt werden.

Der drastische Restrukturierungsplan kommt zu einer Zeit, da Sonys Erträge einbrechen. Angesichts des rapide verschlechterten Umfelds erwartet der Konzern für das noch bis zum 31. März 2009 laufende Geschäftsjahr einen Reingewinn von nur noch 150 Milliarden Yen statt der zuvor angepeilten 240 Milliarden Yen. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein massiver Gewinnrückgang von 59 Prozent.

"Die von den USA ausgegangene Finanzkrise hat ernste Auswirkungen auf die Realwirtschaft nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, Japan und den aufstrebenden Volkswirtschaften gehabt", sagte Vice-Präsident Naofumi Hara zu Journalisten. Der Konzern erwirtschaftet fast 80 Prozent seines Umsatzes im Ausland - verglichen mit 50 Prozent bei seinem heimischem Rivalen Panasonic.

Werke werden geschlossen

Um noch einen Schritt weiter zu gehen, will Sony jetzt unter anderem die Produktpreise anpassen, um die Auswirkungen der Yen-Festigung abzufedern. Zudem sollen Investitionspläne reduziert oder auf Eis gelegt werden und unprofitable Geschäftsbereiche oder solche, die nicht zum Kerngeschäft gehören, reduziert oder abgestoßen werden.

Zu den Werken, die bereits zum nächsten März geschlossen werden sollen, gehört das Sony Dax Technology Center in Frankreich. Die geplanten Investitionen zur Aufstockung der Produktion im Werk Nitra in der Slowakei, wo Sony Fernseher mit Flüssigkristallbildschirmen (LCD) für den europäischen Markt zusammenbauen lässt, sollen wegen der sich "rapide verlangsamenden Nachfrage im Fernsehermarkt" verschoben werden. Zudem sollen Investitionen bei Halbleitern reduziert werden. Zu diesem Zweck soll ein Teil der geplanten Produktionszuwächse bei CMOS-Imagesonsoren für Mobiltelefone an einen Drittanbieter ausgelagert werden, hieß es.

Unterdessen leidet auch die japanische Wirtschaft stärker unter der Rezession als erwartet. Nach revidierten Berechnungen der Regierung schrumpfte die Wirtschaft zwischen Juli und September auf das Jahr gerechnet um real 1,8 Prozent statt der zuvor ermittelten 0,4 Prozent. Damit sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt im zweiten Quartal in Folge und zugleich deutlich stärker als von Analysten erwartet. Hintergrund ist, dass Unternehmen ihre Investitionen und Lagerbestände aus Sorge um eine lange Rezession zurückfahren.

Toyota: Prognose gesenkt

"Im kommenden Jahr sollte Japan große Geduld aufbringen und Maßnahmen umsetzen, um die Wirtschaft anzukurbeln", sagte der Minister für Wirtschafts- und Fiskalpolitik, Kaoru Yosano. Ökonomen gehen davon aus, dass sich Japans erste Rezession seit 2001 auch im nächsten Jahr fortsetzt.

Angesichts der sinkenden Nachfrage drosseln auch andere namhafte Unternehmen wie Toyota ihre Produktion, reduzieren die Zahl von Zeitarbeitern und senken die Ausgaben, unter anderem auch für Werbung, was wiederum Japans Medien hart trifft. Die Unternehmensinvestitionen gingen im Berichtsquartal um real zwei Prozent zurück, während die Konsumausgaben um 0,3 Prozent stiegen.

Der nächste Woche erwartete Quartalsbericht der Zentralbank zur Stimmung in den Manageretagen (Tankan) wird vermutlich die heftigste Eintrübung seit 34 Jahren aufweisen. Wie die größte japanische Tageszeitung Yomiuri Shimbun am Dienstag ohne Quellenangabe berichtete, könnte Japans führender Autobauer Toyota seine erst kürzlich drastisch von 1,6 Billionen Yen auf 600 Milliarden Yen korrigierte Prognose für den Betriebsgewinn im laufenden Geschäftsjahr noch einmal nach unten revidieren.

Der Branchenprimus fährt wegen der Absatzkrise auch die Produktion seiner Luxuswagen zurück und zahlt Tausenden seiner Managern geringere Bonusgelder.

Die Rezession macht auch dem seit zehn Wochen regierendem Ministerpräsidenten Taro Aso - Japans vierter Regierungschef in drei Jahren - zu schaffen. Viele Menschen machen ihn dafür verantwortlich, dass sich die Wirtschaftslage noch weiter verschlechtert.

Asos Zustimmungswerte in der Bevölkerung sind rasant auf unter 25 Prozent gesunken und liegen damit noch unter denen seines Vorgängers Yasuo Fukuda, der nach nur einem Jahr Amtszeit zurücktreten musste. Aso will zwar Japans Wirtschaft mit weiteren öffentlichen Geldern ankurbeln, doch werfen Kritiker ihm vor, nicht genau zu wissen, wie.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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