Japan:Umstrittene Übernahme

Takeda Pharmaceutical Global Headquarters As Shareholders Approve Shire Acquisition

In der Takeda-Zentrale in Tokio wird hart diskutiert: Seit der angekündigten Übernahme der irischen Shire fiel der Aktienkurs deutlich.

(Foto: Kiyoshi Ota/Bloomberg)

Der Pharmakonzern Takeda kauft eine irische Firma - das löst eine Kulturdebatte aus.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Takeda, der größte Pharmakonzern Asiens, übernimmt für 54 Milliarden Euro den irischen Medikamentenhersteller Shire. Gegen den Widerstand früherer Takeda-Manager und der Gründerfamilie stimmte am Mittwoch eine außerordentliche Hauptversammlung in Osaka dem bisher teuersten Kauf einer ausländischen Firma durch eine japanische Firma zu. Der Deal soll bis 8. Januar vollzogen werden.

Neben dem hohen Preis und mangelnder Transparenz ist es diese Eile, die die Kritiker Konzernchef Christophe Weber vorwerfen. Der Franzose, nach dem Sturz von Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn der letzte prominente ausländische Firmenchef in Japan, fahre "rücksichtslos und zu schnell, er versteht nicht, dass seine Passagiere Angst haben", sagt Shigeru Mishima, ein Sprecher der Übernahmegegner.

"Wir sind nicht gegen Globalisierung, Übernahmen sind nötig", so Kazuhisa Takeda von der Gründerfamilie: "Aber Shire ist nicht die Antwort auf die Schwäche unserer Entwicklungs-Pipeline. Takeda wird künftig nicht mehr in der Lage sein, jährlich 180 Yen Dividende zu zahlen. Und die Schulden werden viel zu hoch."

Die Börse scheint ihm Recht zu geben. Seit der Ankündigung der Übernahme im März hat die Takeda-Aktie um 28 Prozent nachgegeben. Die Shire-Papiere dagegen legten 50 Prozent zu. Takeda will für die Übernahme Kredite über 34 Milliarden Euro aufnehmen. Zudem will die in Osaka beheimatete Traditionsfirma Kosten sparen, Nebenwerte abstoßen und neue Aktien im Wert von 28 Milliarden Euro ausgeben. "Die künftigen Aktionäre werden zu 70 Prozent ausländisch sein, das ist keine japanische Firma mehr", so Kazuhisa Takeda.

Shires wichtigstes Produkt ist "Advate", ein Medikament gegen Hämophilie, eine Erbkrankheit, bei der das Blut nicht gerinnt. Bisher beherrscht Shire diesen Markt. Doch demnächst wird Roche aus der Schweiz mit "Hemlibra" ein neues Bluter-Medikament einführen, das Advate überlegen ist. Der ursprünglich vereinbarte Preis, zu dem Takeda Shire übernehmen wollte, wurde deshalb reduziert. Kritiker werfen Weber vor, Shire nicht sorgfältig geprüft zu haben. Japanische Übernahmen im Ausland scheitern oft an schlampiger Due-Diligence. Der Elektronikriese Toshiba ist daran zerbrochen. Doch Banken und Analysten in Tokio begrüßen den Deal. "Ja jene, die selber involviert sind und daran verdienen", so Mishima.

Mit Takeda und Shire prallen unterschiedliche Kulturen aufeinander. Takeda wurde 1781 gegründet, die Firma ist - auch mit Übernahmen - sachte, aber stetig gewachsen. Aber die erst 32 Jahre Shire sei "keine organisch gewachsene Firma", so Mishima, sondern "ein Konglomerat zusammengekaufter Firmen. Da stecken viele Risiken in den Büchern".

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