Finanzen kompakt:BayernLB kämpft in Ungarn

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Nach dem Debakel um die österreichische Hypo Group Alpe Adria kämpft die BayernLB jetzt mit neuen Problemen in Osteuropa. Und: Ein Finanzinvestor sichert sich die Mehrheit am "Traumschiff". Das Wichtigste in Kürze.

Nach dem Debakel um die österreichische Hypo Group Alpe Adria tun sich für die BayernLB neue Probleme in Osteuropa auf. Zwischen April und Juni drückte eine hohe Risikovorsorge für faule Kredite bei der ungarischen Tochter MKB auf das Ergebnis. Auch die schwächere Entwicklung an den Kapitalmärkten und die Schuldenkrise in Europa bekam Deutschlands zweitgrößte Landesbank zu spüren.

BayernLB hat ein neues Sorgenkind in Ungarn. (Foto: dpa)

Vor Steuern verdiente die BayernLB nur noch 56 Millionen Euro, nach 498 Millionen Euro im ersten Quartal. Für das Gesamtjahr bekräftigte BayernLB-Vorstand Stefan Ermisch zwar die Prognose, zeigte sich aber auch vorsichtig. Nach dem Milliardenverlust im vergangenen Jahr soll die Landesbank ihrem Haupteigentümer, dem Freistaat Bayern, zwar 2010 wieder einen Gewinn abliefern.

"Das Halbjahresergebnis bestärkt uns in dieser Prognose", erklärte Ermisch. Allerdings bleibe die weitere Entwicklung an den Kapitalmärkten ungewiss. "Deshalb sollte man hier mit einem gewissen Maß an Vorsicht vorgehen." Im zweiten Quartal musste die BayernLB 355 Millionen Euro für die Risikovorsorge aufwenden, einen großen Teil davon für die MKB. Wegen der neuen Bankenabgabe in Ungarn seien für das zweite Halbjahr weitere 50 Millionen Euro an Belastungen bei der MKB zu erwarten.

"Wir müssen fokussiert draufschauen", sagte Ermisch, betonte aber zugleich, dass die MKB "eine ordentliche Bank" sei, die wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes jetzt Unterstützung brauche. Dabei schloss Ermisch Kapitalmaßnahmen für die MKB im zweiten Halbjahr nicht aus, machte zu Details aber keine Angaben. Bereits im Zuge des noch unter dem früheren BayernLB-Chef Michael Kemmer angestoßenen Sanierungskonzeptes hatten sich Verkaufspläne für die ungarische Tochter angedeutet.

Das ZDF-"Traumschiff" Deutschland gehört künftig mehrheitlich dem Münchner Finanzinvestor Aurelius. Dieser werde die Kapitalbasis der Reederei Peter Deilmann mit einem zweistelligen Millionenbetrag stärken, sagte ein Sprecher der Reederei. Aurelius übernehme damit eine Mehrheitsbeteiligung an der Reederei.

"Wir sind froh, nach stürmischen Monaten einen sicheren Hafen bei einem langfristigen Investor gefunden zu haben", sagte Deilmann-Geschäftsführerin Hedda Deilmann. Die Kartellbehörden und die Banken müssen der Transaktion noch zustimmen.

Der langfristige Betrieb der "Deutschland" als "Traumschiff im Luxussegment" sei gesichert, sagte der Vorstandsvorsitzende der Aurelius AG, Dirk Markus. Die Reederei Peter Deilmann stehe mit dem Traumschiff für Reiseerlebnisse in bester Kreuzfahrttradition. "Wir werden diese Positionierung weiter ausbauen und das Unternehmen bei seiner weiteren Entwicklung aktiv unterstützen", sagte Markus. Die Reederei Deilmann hatte im Sommer 2009 für ihre Flusskreuzfahrtsparte Insolvenz anmelden müssen, weil viele Buchungen aus Großbritannien und den USA als Folge der weltweiten Wirtschaftskrise ausgeblieben waren.

Wegen der Insolvenz hatte das Unternehmen rund die Hälfte seines Umsatzes verloren.

Im Sommer 2010 mussten zudem mehrere Reisen des Hochseekreuzfahrtschiffes "Deutschland" abgesagt werden, nachdem ein Feuer im Maschinenraum einen Schaden in Höhe von rund zwei Millionen Euro angerichtet hatte.

Das Familienunternehmen Deilmann erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro. Das Unternehmen wird seit dem Tod von Firmengründer Peter Deilmann im November 2003 von seinen Töchtern, den Zwillingsschwestern Gisa und Hedda Deilmann geführt.

Jetzt gibt es noch mehr Geld: Zur Bekämpfung der Deflation und des starken Yen wird die japanische Notenbank nach Worten ihres Präsidenten notfalls alle Möglichkeiten ausschöpfen. "Wir schließen keine geldpolitische Option aus", sagte Notenbankchef Masaaki Shirakawa. Der Yen notiert zum Dollar auf dem höchsten Stand seit 15 Jahren - und macht damit die Produkte des Landes teuer.

Zuvor hatte die Bank of Japan ihre bereits sehr expansive Geldpolitik weiter gelockert, indem sie den heimischen Banken noch mehr kurzfristige Liquidität zur Verfügung stellt.

Ein entsprechendes Programm wurde um 10 Billionen Yen (rund 92 Milliarden Euro) auf 30 Billionen Yen ausgeweitet. Shirakawa sieht unterdessen weitere Gefahren für die japanische Wirtschaft. "Die Abwärtsrisiken für die Wirtschaft nehmen zu."

Zudem warnte er davor, bei möglichen Zinssenkungen negative Rückwirkungen aus dem Auge zu verlieren. Der japanische Leitzins liegt mit 0,1 Prozent bereits sehr nah an der Null-Linie.

In einer ersten Reaktion sprach Andy Ji von der Royal Bank of Scotland in Singapur von einem halbherzigen Vorgehen der Notenbank. "Nichts hat sich grundsätzlich geändert", sagte er. Die japanische Notenbank widersetze sich weiter dem Druck der Regierung.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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