Beben-Folgen für die Wirtschaft:Japans Autoindustrie steht still

Japans Autoindustrie ist legendär, einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes - nun hat die Naturkatastrophe sie lahmgelegt. Toyota, Nissan und Honda: Alle drei Großen stoppen ihre heimische Produktion.

Die Bänder stehen still, zumindest in den heimischen Werken. Das schwerste Erdbeben jemals in Japan registrierte Erdbeben und der folgende Tsunami haben die Autoindustrie in großen Teilen lahmgelegt.

Burned-out cars are pictured at Hitachi Harbour in Ibaraki Prefecture in northeastern Japan

Ausgebrannte Autos im Hitachi-Hafen (Provinz Ibaraki) im Nordosten Japans.

(Foto: REUTERS)

Wie massiv offenbar die Logistik des Landes getroffen ist, zeigt aber vor allem die Entscheidung von Toyota. Der weltgrößte Autobauer teilte mit, seine Produktion zu schließen. Erst hieß es, in zwei hauptsächlich für den Export arbeitenden Fabriken ruhe die Arbeit. Nun sollen offenbar zwölf heimische Werke geschlossen werden.

Auch die beiden japanischen Autokonzerne Nissan und Honda stellen die Produktion in sämtlichen heimischen Fabriken nach Informationen der Nachrichtenagentur Kyodo ein. Zuvor hieß es noch, die Firmen würden die Arbeit in jenen Inlandswerken stoppen, die im Katastrophengebiet liegen. Wie viele Fertigungsstandorte insgesamt betroffen sind, blieb zunächst unklar.

Wie in Deutschland ist die Automobilindustrie in Japan eine wichtige Säule der Wirtschaft: Toyota, Honda und Nissan sind im Weltmarkt vorne dabei und bilden im Heimmarkt die Top Drei. Auch im Maschinenbau, der Elektronik und in der chemischen Produktion mischt Japan weltweit in Top-Positionen mit. Natürlich sind auch diese betroffen: Auch Sony schloss mehrere Werke.

Noch können Analysten die Ausfälle für die Wirtschaft nicht beziffern. Aber in den nächsten Wochen dürfte die Produktion in Japan weiter ins Stocken geraten, weil Zulieferer und Verkehrswege von den Verwüstungen in weiten Landesteilen betroffen sind.

Weitere Dämpfer sind äußerst wahrscheinlich - auch für die internationalen Unternehmen im Land. So musste etwa der Lastwagenerhersteller Volvo AB sein japanisches Hauptwerk herunterfahren.

Dem Land drohen nach der Naturkatastrophe also weitere wirtschaftliche Beben. Auch der Flugverkehr ist unterbrochen. Dabei sind es nur noch wenige Wochen bis zur touristischen Hauptsaison. "Im späten März und frühen April blühen die Kirschbäume", sagte Alastair Donnelly, Mitbegründer von InsideJapanTours, einem britischen Reiseveranstalter. Ob diese nun kommen, ist völlig fraglich.

Mehrere Faktoren könnten die Erholung Japan nach der globalen Finanzkrise nun radikal ausbremsen. Damals war die japanische Wirtschaftsleistung um fünf Prozent eingebrochen, so stark hatte die Krise kein zweites Industrieland getroffen.

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