Janet Yellen:Mit scharfem Verstand

Janet Yellen: Janet Yellen war von 2014 bis 2018 Chefin der amerikanischen US-Notenbank Fed, sie ist mit dem Nobelpreisträger George A. Akerlof verheiratet.

Janet Yellen war von 2014 bis 2018 Chefin der amerikanischen US-Notenbank Fed, sie ist mit dem Nobelpreisträger George A. Akerlof verheiratet.

(Foto: Brendan Smialowski/AFP)

Janet Yellen wird die erste Finanzministerin der USA - und muss nun die Trümmer der alten Regierung beiseite räumen.

Von Claus Hulverscheidt

Was Wirtschaft und Arbeitsplätze angeht, gibt es für die Amerikaner zu Beginn des neuen Jahres eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Trotz angelaufener Impfungen und neuer staatlicher Hilfen für Unternehmen und Verbraucher hält die Corona-Krise die USA fest im Griff. Zehn Millionen Stellen sind verschwunden, Tausende Firmen haben Insolvenz angemeldet, unzählige Menschen Haus, Hof oder Ersparnisse verloren. Die Folgewirkungen der Pandemie werden noch auf Jahre hinaus spürbar sein.

Die gute Nachricht: Die Frau, die vom künftigen Präsidenten Joe Biden den Auftrag bekommen hat, die Trümmer wegzuräumen und die Wirtschaft wiederaufzubauen, ist Janet Yellen. Ein Glücksfall, wie fast alle Experten sagen: Es gebe "wohl niemanden, der besser geeignet wäre" für den Job der Finanzministerin als die ehemalige Chefin der Notenbank Fed, schrieb der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz beim Meinungsportal Project Syndicate und verwies auf "den scharfen Verstand, die Erfahrung, die Werte und die zwischenmenschlichen Fähigkeiten" der 74-Jährigen.

Yellen, aufgewachsen in Brooklyn und bald als blitzgescheite Schülerin bekannt, wird all diese Qualitäten brauchen können, denn Corona ist nur ein Problem unter vielen: Das Zollchaos, das der scheidende Präsident Donald Trump hinterlässt, der Klimawandel, der Streit über die Besteuerung multinationaler Konzerne, die soziale Ungleichheit, die Benachteiligung von Frauen im Berufsleben, um nur einige zu nennen. Helfen wird ihr dabei ihr hohes internationales Ansehen, das sie sich als Fed-Chefin erworben hat.

Sollte der Senat ihre Berufung bestätigen, wovon fest auszugehen ist, wäre Yellen die erste Frau an der Spitze des US-Finanzministeriums. Das hat auch für sie selbst Symbolkraft, schließlich hat sich die einstige Hochschullehrerin, Fed-Ökonomin und Wirtschaftsberaterin des Weißen Hauses stets auch als Kämpferin gegen die berufliche Benachteiligung von Frauen verstanden. Nicht nur, weil sie die Diskriminierung für ungerecht hält, sondern auch, weil diese Wohlstand koste. Trump warf Yellen bei der Fed einst auch deshalb raus, weil er, im Ernst, seiner großen Nation nicht länger eine klein gewachsene Notenbankchefin zumuten wollte. Jetzt geht der große Mann mit dem gelben Haar - und die kleine Grand Dame mit dem schlohweißen Bubi-Kopf übernimmt.

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