Statistik der Münchener Rück:Naturkatastrophen kosten 160 Milliarden Dollar

Naturkatastrophen im Jahr 2012

Fast wäre 2012 aus Sicht der Versicherer ein gutes Jahr geworden: Die Zahl der versicherten Schäden war bis zum Herbst vergleichsweise gering. Doch dann überrollte Hurrikan Sandy die Vereinigten Staaten und machte die positive Bilanz kaputt.

Große Naturkatastrophen kosten Tausende das Leben und vernichten Existenzen. Versicherer beschäftigt aber vor allem die Frage: Was kostet eine Katastrophe? Und Jahr für Jahr gibt die Münchener Rück, die ein Versicherer der Versicherer ist, in ihrer Jahresstatistik darauf eine Antwort.

Für das vergangene Jahr lautet sie: Ohne den Hurrikan Sandy wäre 2012 ein "sehr schadenarmes Jahr" gewesen. Die Gesamthöhe der Schäden lag bei 160 Milliarden Dollar, wovon allerdings nur 65 Milliarden Dollar versichert waren. Sandy allein trug etwa 50 Milliarden Dollar zur gesamten Schadenhöhe bei, rund 25 Milliarden Dollar davon waren versichert. Allerdings sei diese Schätzung noch immer mit großen Unsicherheiten behaftet, betont die Münchener Rück.

Zum Vergleich: 2011 summierten sich die Schäden auf 400 Milliarden Dollar, wovon die Versicherer 116 Milliarden Dollar zahlten. Damals trieb das verheerende Erdbeben in Japan und die Explosion des Kernkraftwerkes in Fukushima die Kosten extrem in die Höhe.

Knapp 10.000 Tote

Auch die Zahl der Toten lag 2012 deutllich niedriger als im Vorjahr: Kamen bei Naturkatastrophen im vergangenen Jahr 9500 Menschen ums Leben, waren es 2011 etwa 27.000.

Betroffen waren im vergangenen Jahr vor allem die gut versicherten Vereinigten Staaten, zumindest was die wirtschaftlichen Schäden angeht. Immerhin 67 Prozent der Gesamt- und gar 90 Prozent der versicherten Schäden seien auf die USA entfallen, erklärt die Münchener Rück. Im Durchschnitt seien es bei den Gesamtschäden etwa 32 Prozent, bei den versicherten Schäden 57 Prozent.

Sandy war aus Sicht des Versicherers ein besonderer Sturm: Die Spitzengeschwindigkeiten hätten zwar zum Zeitpunkt des Auftreffens an der US-Küsten nur noch bei 150 Stundenkilometern gelegen, doch der Sturm sei mit einem Durchmesser von 1800 Kilometern außergewöhnlich breit und etwa anderhalb mal so groß wie der Bundesstaat Texas gewesen. Darum hätten sich die Schäden auf ein riesiges Gebiet erstreckt.

Teure Erdbebebenschäden in Europa

Dabei war nicht der Wind das größte Problem. Die schwersten Schäden seien durch die Sturmflut angerichtet worden, die unglücklicherweise auch noch mit einer Vollmondspringflut zusammenfiel. Daher sei an vielen Küstenabschnitten eine Fluthöhe von drei Metern überschritten worden.

An der Südspitze von Manhattan im Battery Park nahe der Wall Street habe der Pegel gar bei 4,3 Metern gelegen. Davon sei knapp ein Meter auf die Springflut entfallen. Die Folge: Erstmals seit rund 100 Jahren seien mehrere U-Bahn-Tunnel überschwemmt worden.

Zuvor habe der Sturm bereits in der Karibik eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Auf Haiti, Jamaika, Kuba und anderen Inseln in der Karibik seien etwa 80 Menschen ums Leben gekommen, insgesamt seien es 210 gewesen. Selbst in Kanada habe der Sturm noch einen versicherten Schaden von rund 100 Millionen Dollar verursacht.

Das zweite große Schadenereignis des Jahres sei die Dürre in den USA gewesen, die nur noch von der Dürre in den sogenannten "Dust Bowl"-Jahren in der Zeit 1934 bis 1936 übertroffen worden sei. Die in der Landwirtschaft entstandenen Schäden durch Ernteausfälle in den USA haben demnach 2012 bei etwa 20 Milliarden Dollar gelegen. Das sei mehr als das Doppelte eines durchschnittlichen Schadenjahres.

In Europa waren die beiden Erdbeben in der italienischen Region Emilia Romagna im Mai die teuersten Ereignisse. Der Gesamtschaden habe etwa 16 Milliarden Dollar betragen, der versicherte Schaden ein Zehntel dieser Summe.

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