Jahrelange Verluste:Schlecker schließt Hunderte Filialen

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Schlecker will sich gesundschrumpfen: Deutschlands größte Drogeriemarktkette macht bis zu 800 Filialen dicht - jeder zehnte Laden steht damit zur Disposition. Denn das Unternehmen häuft bereits im dritten Jahr in Folge Verluste an. Firmenerbe Lars Schlecker setzt auf ein massives Investitionsprogramm, um die Wende zu erzwingen.

Bei Schlecker läuft es alles andere als rund. Meldungen über Dumpinglöhne und ein schlechtes Betriebsklima haben dem Drogeriediscounter ein mieses Image verpasst, was folgte, waren geschäftliche Probleme.

Lars Schlecker über die neuen Filialen des Drogerie-Discounters: "Gänge breit, die Regale übersichtlich, und Piktogramme zeigen den Weg zu den Produkten." (Foto: dpa)

Auf diese reagiert die größte deutsche Drogeriemarktkette jetzt im Rahmen ihres Konzernumbaus: An die zehn Prozent der mehr als 8000 Filialen in Deutschland sollen geschlossen werden. "Es werden wohl noch 500 bis 800 sein", sagte Lars Schlecker, der Sohn des Firmengründers Anton Schlecker, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Das erfordere die Restrukturierung des Unternehmens. "Aber ab 2012, wenn der Umbau fertig ist, wollen wir wieder wachsen."

Der Miteigentümer des Unternehmens räumte ein, dass der Filialist schon drei Jahre in Folge Verlust gemacht habe und Schlecker beim Umsatz bald von dem viel kleineren Konkurrenten dm überholt werden könnte. "Es kann schon sein, dass wir mal ein Jahr auf die Nummer zwei zurückfallen", sagte Schlecker. "Aber wer uns kennt, weiß, wir werden wieder angreifen. Die renovierten Filialen verzeichnen dauerhaft ein Umsatzplus von 20 bis 30 Prozent."

Seit einem halben Jahr rüstet Schlecker für 230 Millionen Euro seine Filialen um und kämpft gegen sein mieses Image bei den Kunden.

Die Gestaltung der neuen Läden sei völlig umgekrempelt worden, so Schlecker. "Jetzt sind die Gänge breit, die Regale übersichtlich, und Piktogramme zeigen den Weg zu den Produkten. Die Kassiererin empfängt Sie hinter einer geräumigen Theke. An Kosmetikständen können Frauen in Ruhe Produkte testen."

Die Zeit versteckter Kameras ist vorbei

Bisher seien erst 60 Märkte modernisiert worden, sagte Schlecker. Aber bis Jahresende wolle man noch 400 schaffen. "Wenn das neue System erst eingespielt ist, bauen wir im Jahr 1500 Filialen um."

Der Vorteil einer Schlecker-Filiale im Vergleich mit den Konkurrenten dm oder Rossmann brach Schlecker auf die Begriffe "Service, Preis und Nähe" herunter. "Wir haben noch doppelt so viele Filialen wie die Konkurrenz. In kleinen Orten sind wir für die Menschen Supermarkt, Apotheke, Drogerie und Treffpunkt in einem. Wir wollen der nette Nachbar sein, zu dem man auch in Bademantel und Schlappen auf einen Schwatz geht."

Schlecker kündigte zudem an, dass die Zeit versteckter Kameras und Dumping-Löhne im Unternehmen vorbei sei. "Bei Schlecker hatte sich langsam eine Angstkultur eingeschlichen", sagte der 39-Jährige. Jetzt trete er persönlich in Führungskräfteseminaren auf und werbe für einen sozialen Umgang mit den Kassiererinnen.

"Ich habe klargestellt, dass Abmahnungen kein Mittel zur Personalentwicklung sind." Man plane, auch die Mitarbeiter in eine Werbekampagne einzubeziehen. "Ab 2012, wenn der Umbau fertig ist, wird keiner mehr über den alten Schlecker sprechen."

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