Süddeutsche Zeitung

Nachhaltigkeit:"Ich bin halt auch 'ne bequeme Sau"

Der Schauspieler Hannes Jaenicke engagiert sich für Klimaschutz und bedrohte Tiere, kennt aber auch die eigene Ohnmacht.

Von Jan Schmidbauer

Wer ist Hannes Jaenicke? Schauspieler, würden die meisten sicher antworten: Den 61-Jährigen kennt man als verdeckten Ermittler Alex Pollack in der ARD-Reihe Amsterdam-Krimi. Er verkörperte auch schon einen russischen Zaren im Historienfilm "Katharina die Große" und einen Polizisten in Knockin' On Heaven's Door". Rollen spielt Jaenicke heute noch. Aber ziemlich oft meint dieser Hannes Jaenicke auch, was er sagt.

Jaenicke nutzt seine Prominenz, um die Menschen für die Themen zu sensibilisieren, die ihn bewegen: Klimawandel, Artensterben, bedrohte Tierarten. Er setzt sich in Talkshows und schimpft auf die Politik. Er dreht Dokus und Filme.

Am Freitagnachmittag ist er nach München gekommen, um beim SZ-Nachhaltigkeitsgipfel über seine Themen zu sprechen - und über die Frage, was jeder einzelne tun kann. Jaenicke kennt sie ja selbst, die Ohnmacht, wenn es darum geht, nachhaltiger zu leben. Er ist Veganer. Er fährt seit 2013 Elektroauto. Er versucht, wenig Strom zu verbrauchen. Aber er stößt auch an Grenzen, sagt er, "ständig". Wenn das Bio-Gemüse mal wieder in Plastik eingeschweißt ist. Oder wenn er an einem verregneten Wintertag doch wieder ins Auto steigt, um Semmeln zu holen. "Ich bin halt auch 'ne bequeme Sau", sagt er.

Die Politik? "Es ist alles Gelaber", findet er

Aber Jaenicke findet, dass man sich darauf nicht ausruhen dürfe. Nur auf strengere Regeln warten, damit irgendwann alles besser wird, das findet er völlig falsch. Jaenicke sagt, dass die Verbraucher aufstehen müssten, damit sich etwas bewege. "Ich denke, unser Geldbeutel ist die schärfste Waffe, die wir haben", sagt er. "Aber wir sind bequem, wir sind oft schlecht informiert." Das sei der Grund, warum er Dokumentationen drehe.

Er engagiert sich aber auch politisch. Jaenicke ist Mitglied bei den Grünen und äußert seine Meinungen zu anderen Parteien recht unverblümt. "Es ist alles Gelaber", sagt er am Freitag. Tempolimit, Kerosinsteuer, ein Wahnsinn, dass darüber überhaupt noch diskutiert werde. Beeindrucken täten ihn die Aktivisten von Fridays for Future. "Die haben verstanden, dass sie ausbaden müssen, was unsere Generation verbockt hat."

Ein bisschen will Jaenicke ihnen dabei aber auch noch helfen. Nach seinem Auftritt fährt er ins Büro, um dort an seiner nächsten Doku zu arbeiten. Diesmal, sagt er, geht's um Schweine.

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