Unter dem tosenden Beifall der chinesischen Wirtschaftsbosse betrat Xi Jinping am Montag die große Halle des Volkes in Peking. Dorthin hatte der chinesische Staatspräsident unter anderem die Chefs der Konzerne Huawei, BYD und Tencent zum Gespräch geladen, ebenso wie Deep-Seek-Gründer Liang Wenfeng. Doch keiner der Konzernchefs sorgte mit seiner Anwesenheit für so viel Furore wie der einst in Ungnade gefallene Alibaba-Gründer Jack Ma.
Auffällig lang verharrt die Kamera des Staatsfernsehens auf dem klatschenden Ma, bis Xi persönlich an ihn herantritt und ihm die Hand schüttelt. Spätestens mit dieser Geste wird der lange Zeit aus der Öffentlichkeit verbannte Ma auf einen Schlag in der Volksrepublik rehabilitiert. Der Auftritt ist nicht nur ein Signal an die chinesische Privatwirtschaft, es ist auch ein öffentliches Eingeständnis: Wir brauchen euch, um unsere angeschlagene Wirtschaft im Wettbewerb mit den USA wieder auf Kurs zu bringen.
In den vergangenen Jahren hatten die Behörden unter Xi Jinping die Hürden für Privatunternehmen in der Volksrepublik immer weiter ausgebaut. So verhinderten sie unter anderem den Börsengang des zur Alibaba-Gruppe gehörenden Finanzdienstleisters Ant Group, nachdem sich Ma öffentlich über zu starke Kontrollen des Staates beklagt hatte. Unmittelbar danach verschwand er von der Bildfläche und gab unter Druck der Regierung die Führung von Alibaba ab. Statt private Unternehmen zu unterstützen, setzte Xi vermehrt auf die Förderung von Staatsunternehmen. Die immer strengeren Kontrollen führte schließlich dazu, dass private Unternehmen wichtige Investitionen zurückhielten.
Mit dem symbolischen Treffen sichert Xi den Unternehmen Unterstützung zu

Doch kann es sich China angesichts seiner desolaten wirtschaftlichen Lage nicht mehr leisten, diese Unternehmen weiterhin gezielt auszubremsen. Denn im Zuge des drohenden Handelskriegs mit den USA unter Präsident Donald Trump und der anhaltenden Konsumflaute ist die Volksrepublik zunehmend auf die Privatwirtschaft als Innovationstreiber angewiesen. Spätestens seit dem Überraschungserfolg des privaten chinesischen Unternehmens Deep Seek im Bereich der künstlichen Intelligenz ist der Regierung in Peking klar, welche Vorteile ein starker Privatsektor im Technologiewettstreit mit den USA haben kann.
„Es ist der richtige Zeitpunkt für die Mehrheit der Privatfirmen und Unternehmer, um ihre Talente zu zeigen“, zitierte die Nachrichtenagentur Xinhua aus Xis Rede. Der Präsident habe die Wachstumsstrategie der Regierung bekräftigt und betont, die aktuellen Probleme der Privatwirtschaft seien vorübergehend.Mit dem symbolischen Treffen am Montag sichert Xi den versammelten Unternehmen also künftige Unterstützung zu.
Auch an der Hongkonger Börse blieb das Treffen nicht unbeachtet: Welche Konzernchefs eingeladen waren und wo genau sie saßen, hatte direkten Einfluss auf den Aktienkurs der Unternehmen. Als bekannt wurde, dass der Chef des Google-Rivalen Baidu nicht am Treffen teilgenommen hatte, fiel die Aktie um sieben Prozent. Das Auftauchen von Jack Ma hatte stattdessen nur geringfügige Auswirkungen auf den Aktienkurs des von ihm gegründeten Unternehmens Alibaba. Lediglich rund drei Prozent nahm der Wert der Aktien zu. Aufbruchstimmung sieht anders aus.