IWF: Konjunkturprognose:Die Welt erholt sich schneller

Der IWF gibt vorsichtig Entwarnung. Weltweit und in Deutschland steigt die Wirtschaftskraft demnach stärker an als bisher angenommen. Auch die Kosten der Finanzkrise sind laut IWF geringer als erwartet.

Die Zahl der Nachrichten steigt, die Hoffnung machen. In seinem neuen Weltwirtschaftsausblick nennt der Internationale Währungsfonds (IWF) nach einem Handelsblatt-Bericht ein Wachstum für die globale Wirtschaft um 3,1 Prozent, eine deutliche Revision gegenüber der vorherigen Prognose von 2,5 Prozent.

Auch für Deutschland rechnet der Fonds danach 2010 bereits wieder mit einer Rückkehr zu einem Mini-Wachstum von 0,3 Prozent, nachdem er bisher noch ein Minus von 0,4 Prozent erwartet hatte. "Die Daten zeigen im Wochenrhythmus nach oben", zitierte die Zeitung aus IWF-Kreisen.

Befürchtungen eventuell übertrieben

Offiziell soll die neue IWF-Prognose am Donnerstag in Istanbul im Vorfeld der Herbstkonferenz des Fonds vorgestellt werden. Für das laufende Jahr erwartet der Fonds allerdings mit 5,3 Prozent für Deutschland weiterhin einen drastischen Einbruch der Wirtschaftsleistung. Für die Weltwirtschaft hält der IWF der Zeitung zufolge ein Minus von 1,1 Prozent für absehbar.

Die Bundesregierung geht bislang von einem leichten Zuwachs von 0,5 Prozent im nächsten Jahr nach einem Minus von sechs Prozent in 2009 aus.

Allerdings hatten führende Vertreter der Regierung bis hin zu Kanzlerin Angela Merkel in jüngster Zeit bereits davon gesprochen, dass die Schrumpfungsrate für das laufende Jahr angesichts positiver Zeichen in letzter Zeit besser als die vorausgesagten minus sechs Prozent ausfallen könnte.

Manche Experten halten inzwischen Rückgänge der deutschen Wirtschaftsleistung in diesem Jahr bis zu einer Zahl mit einer vier vor dem Komma für möglich.

Geringere Kosten der Finanzkrise

Neben der optimistischen Konjunkturprognose hält der IWF aber auch noch eine andere gute Nachricht parat. Demnach kann die globale Finanzbranche auf deutlich geringere Krisen-Verluste hoffen als es ihr zunächst schwante.

Denn dank der prognostizierten Konjunkturerholung erwartet der IWF nun weltweite Einbußen von nur noch 3,4 Billionen Dollar (2,3 Billionen Euro) durch Ramschpapiere und faule Kredite, nachdem er vor einem halben Jahr noch mit Verlusten von mehr als vier Billionen Dollar für Banken und andere Geldinstitute in der Zeit zwischen 2007 und 2010 gerechnet hatte.

Grund für die Aufwärtskorrektur seien inzwischen gestiegene Preise problematischer Vermögenswerte, heißt es in der IWF-Studie.

Allein für die Banken der Eurozone rechnet der Weltwährungsfonds mit Abschreibungen auf Kredite und Giftpapiere in Höhe von 814 Milliarden Dollar.

Engpässe bei der Kreditvergabe

US-Banken liegen demnach mit rund einer Billion Dollar Einbußen nur knapp darüber. Amerikanische Geldinstitute hätten mittlerweile bereits mehr als die Hälfte der erwarteten Verluste verbucht. Sie seien damit weiter als europäische Geldhäuser.

Allgemein habe sich die Lage an den Finanzmärkten seit dem Frühjahr unterdessen deutlich gebessert, bilanzierte der IWF. Dennoch gebe es weiterhin Engpässe bei der Kreditvergabe, die Konjunkturerholung werde voraussichtlich nur schleppend verlaufen.

Der Fonds warnt eindringlich davor, angesichts der verbesserten Lage nun bei angestrebten Finanzreformen zurückzurudern.

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