IWF-Initiative:Krisenfonds gegen Katastrophen

  • Deutschland und Großbritannien beteiligen sich als erste Staaten mit insgesamt 80 Millionen Dollar am neuen Krisenbewältigungsfonds des IWF.
  • Der Fonds soll künftig Entwicklungsländer schnell und wirksam unterstützen, falls diese von einer Epidemie oder Naturkatastrophe getroffen werden.
  • Ein wichtiger Anstoß für die Initiative ist die Ebola-Epidemie, die vergangenes Jahr in Westafrika ausgebrochen war.

Von Claus Hulverscheidt, Washington

188 Mitgliedsländer hat der Internationale Währungsfonds (IWF), darunter viele, in denen es den Menschen an den elementarsten Dingen mangelt. Dominiert werden die halbjährlichen Zusammenkünfte von IWF und Weltbank dennoch meist von den Problemen der reichen Industriestaaten - von der Euro-Schwäche etwa, von der nicht enden wollenden Krise in Griechenland, von Grundsatzdebatten über den richtigen wirtschaftspolitischen Kurs.

Diesmal jedoch nahmen sich IWF-Chefin Christine Lagarde, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und sein britischer Amtskollege George Osborne Zeit für ein Thema, mit dem sich die Zahlenexperten nur selten befassen. Sie kündigten an, dass sich Großbritannien und Deutschland als erste Staaten mit insgesamt 80 Millionen Dollar am neu geschaffenen Krisenbewältigungsfonds (CCR) des IWF beteiligen werden, der künftig Staaten nach dem Ausbruch einer Epidemie oder bei einer schweren Naturkatastrophe rasch und effektiv unterstützen soll.

Die Ebola-Epidemie gab den Anstoß zur Initiative

Die Katastrophen- und die Entwicklungshilfe zählen eigentlich nicht zu den Aufgaben des IWF, der sich in der Hauptsache um die Vermeidung von Zahlungsbilanzproblemen kümmert. Die verheerende Ebola-Epidemie in Guinea, Liberia und Sierra Leone im vergangenen Jahr mit mehr als 10 000 Toten hat jedoch gezeigt, dass wirtschaftlich schwache Staaten, die gleichzeitig etwa Kredite an den IWF zurückzahlen müssen, rasch an den Rand ihrer finanziellen Belastbarkeit geraten.

Hier setzt die CCR-Initiative an. Durch eine Kombination aus Schuldenerlassen, Zuschüssen und neuen, niedrig verzinsten Krediten sollen Mittel frei werden, mit denen die betroffene Regierung eine Seuche bekämpfen oder die Beseitigung von Katastrophenschäden bezahlen kann. Theoretisch kommen für das Programm 38 Staaten mit einem besonders niedrigen Pro-Kopf-Einkommen in Frage.

Appell an die übrigen Industriestaaten

Allein Guinea, Liberia und Sierra Leone können mit insgesamt 390 Millionen Euro an IWF-Unterstützung rechnen. Lagarde verwies darauf, dass ein Schuldenerlass für ihre Institution absolut ungewöhnlich sei. Sie rief die übrigen Industriestaaten auf, dem Beispiel Großbritanniens und Deutschlands zu folgen und ebenfalls Geld für den Krisenbewältigungsfonds zur Verfügung zu stellen. London beteiligt sich mit 50 Millionen, Berlin mit 30 Millionen Dollar an der Initiative.

Osborne sagte, die Weltgemeinschaft müsse ihr Krisenmanagement angesichts der "menschlichen Tragödie", die sich in Westafrika abgespielt habe, ändern. Schäuble schloss sich dem Appell Lagardes an die übrigen Industriestaaten an.

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