IWF-Chefin zur Krise:Lagarde warnt vor Rückfall in dreißiger Jahre

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Die Weltwirtschaftskrise als Drohkulisse: Währungsfonds-Chefin Lagarde erinnert an die dunkelsten Stunden des Kapitalismus. So will sie die Regierenden der Erde überzeugen, zusammenzuarbeiten statt sich abzuschotten.

Für Ökonomen ist es der ultimative Horrorvergleich, der die schlimmsten Bilder heraufbeschwört: Massenarbeitslosigkeit, Verarmung und schließlich Krieg. Man kann also nur hoffen, dass Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), ihre Worte mit Bedacht gewählt hat, als sie die derzeitige Krise mit der Großen Depression der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts verglich.

Sieht schwarz für die Weltwirtschaft: IWF-Chefin Christine Lagarde. (Foto: AFP)

Sollten die Staaten der Erde nicht zusammenarbeiten, würde die internationale Politik in Rückzug, Protektionismus und Isolation verfallen, sagte Lagarde bei ihrer Rede im US-Außenministerium in Washington, zu der Ministerin Hillary Clinton geladen hatte. "Das ist genau das, was in den Dreißigern passiert ist und was darauf folgte ist nichts, worauf wir uns freuen" - eine Anspielung auf den Zweiten Weltkrieg.

Die Aussichten für die Weltkonjunktur bezeichnete sie als "ziemlich düster". Es bestehe fast überall die Gefahr, dass sich das Wachstum verlangsame und die öffentlichen Haushalte ins Schwanken gerieten.

Die Rede war ein Appell zur Kooperation zwischen den Regierungen. Christine Lagarde sagte, keine Volkswirtschaft, egal ob arm oder reich, sei momentan immun gegen einen Niedergang, wenn sie sich isoliere.

Richtig sei, die Wirtschaftsprobleme durch Zusammenarbeit in den Griff zu bekommen, sagte Lagarde. "Sie muss im derzeitigen Kern der Krise beginnen, der offensichtlich in den europäischen Staaten liegt und besonders in den Ländern der Euro-Zone." Während die europäischen Staatenlenker ihre gewaltigen Herausforderungen bewältigen, müssten aber auch die Finanzmärkte mehr Geduld beweisen. In Demokratien fielen wichtige Entscheidungen nicht über Nacht, "die Dinge brauchen Zeit", sagte Lagarde.

Zumindest in Frankreich kommt die Rezession bald an, sagt das nationale Statistikamt INSEE voraus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes wird danach im vierten Quartal 2011 gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent und im ersten Jahresviertel 2012 um 0,1 Prozent schrumpfen. Für das zweite Quartal 2012 erwartet INSEE ein Plus von 0,1 Prozent. Fürs ablaufende Jahr korrigierte die Statistikbehörde das Wachstum von 1,7 auf 1,6 Prozent herunter.

Das INSEE-Institut liegt damit in seiner Einschätzung auf einer Linie mit der OECD, die der Euro-Zone für dieses und das nächste Quartal eine "milde Rezession" vorhergesagt hatte. Die Statistiker sind zugleich skeptisch, was die Wachstumserwartungen der Regierung für 2012 anbelangt. Sie geht bisher für die französische Wirtschaft von 1,0 Prozent Wachstum des BIP aus.

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