Süddeutsche Zeitung

IWF-Chefin gegen Nachverhandlungen:Lagarde lässt Griechenland abblitzen

"Keine Lust, zu verhandeln": Während die griechische Regierung eine Lockerung der Sparvorgaben verlangt, lehnt IWF-Chefin Lagarde dies strikt ab. Sie sei gespannt, was Athen geleistet hat.

IWF-Chefin Christine Lagarde hat sich gegen Gespräche über eine Lockerung der Sparauflagen für Griechenland ausgesprochen. "Ich habe überhaupt keine Lust, zu verhandeln oder neu zu verhandeln", sagte die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF) dem US-Sender CNBC. Sie sei sicher, dass die griechische Regierung "exzellente Zahlen" bei der Umsetzung des Rettungspakets vorlegen werde. Sie sei gespannt, was Athen in den vergangenen Monaten geleistet habe, um sich den Bedingungen des Sparprogramms anzupassen.

Griechenland hat seit 2010 zwei Hilfspakete von Euro-Zone und IWF erhalten, muss im Gegenzug aber strenge Sparauflagen erfüllen. Die neue Regierung von Ministerpräsident Antonis Samaras will die Bedingungen lockern lassen.

Seit diesem Dienstag halten sich wieder Experten der internationalen Gläubiger-Troika von Europäischer Union, Europäischer Zentralbank (EZB) und IWF in Athen auf, um die Einhaltung der Sparbeschlüsse zu überprüfen.

Mit Blick auf Europa riet die IWF-Präsidentin der EZB zu verstärkten Anleihe-Käufen, statt die Zinsen zu senken. Zur Möglichkeit einer zinspolitischen Lockerung sagte die Französin: "Wir sind uns nicht sicher, ob das im Moment der beste Weg ist." Nicht allen Euro-Ländern würden niedrigere Zinsen weiterhelfen.

Leitzins erstmals unter einem Prozent?

Erstmals in der Geschichte der Währungsunion dürften die EZB-Notenbanker um Präsident Mario Draghi am Donnerstag den Leitzins unter ein Prozent senken. Davon geht nach den jüngsten Äußerungen von EZB-Chefökonom Peter Praet die große Mehrheit der geldpolitischen Beobachter aus. Dass der EZB-Rat zudem den Einlagezins, den die Banken für geparktes Geld bei der EZB bekommen, weiter Richtung null absenkt, sei ebenfalls möglich.

Um die weltweite Schieflage einzudämmen, forderte Lagarde die USA auf, möglichst schnell Unklarheiten über ihren finanzpolitischen Kurs zu beseitigen. Die weltgrößte Volkswirtschaft wird nach Einschätzung des IWF in diesem Jahr lediglich um zwei Prozent und damit schwächer als bislang erwartet wachsen. Im kommenden Jahr soll das Wachstum 2,25 Prozent demnach betragen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1401029
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/Reuters/infu/kat
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.