IW-Verbandsumfrage:Gleich viele Jobs

Das erwartet die Wirtschaft 2016 - trotz wachsender Produktion und guter Stimmung bei den Verbrauchern. Das liegt auch an den neuen staatlichen Vorgaben und verschärften Regeln im Finanzsektor.

Von marc Beise

Für das kommende Jahr 2016 geht weit mehr als die Hälfte der Branchenverbände in Deutschland davon aus, dass ihr Wirtschaftszweig mehr produzieren wird als in diesem Jahr. 29 von 46 Verbänden rechnen mit einem Plus, nur sieben Verbände rechnen mit einem Produktionsrückgang. So lautet ein zentrales Ergebnis der jährlichen Verbandsumfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW).

Einen starken konjunkturellen Aufschwung wird es dennoch nicht geben - aus unterschiedlichen Gründen. So berichten zwölf Verbände über eine bessere Stimmung in ihrer Branche als vor einem Jahr, 13 über eine schlechtere. Bei den Investitionen sehen 17 Verbände für das kommende Jahr Luft nach oben; nur fünf erwarten weniger Spielraum als am Ende des Vorjahres. Unsicherheiten gibt es aber wegen wirtschaftlicher Probleme in großen Schwellenländern wie China und wegen der Gefahr von Terroranschlägen. Positiv wirken die gute Konsumstimmung in Deutschland, die - wenn auch langsame - Erholung im Euro-Raum sowie der Aufschwung in den USA und in Großbritannien.

Allerdings: Auf dem Arbeitsmarkt werden sich die guten Produktions- und Investitionsperspektiven laut IW-Verbandsumfrage in der Summe nicht niederschlagen: Die meisten Verbände, selbst die mit positiven Produktions- und Investitionserwartungen, rechnen nur mit "gleich vielen Beschäftigen wie 2015" - wobei das dann der Durchschnittswert der betreffenden Branche ist, was heißt: Einzelne Unternehmen erwarten mehr Beschäftigte, andere weniger. In der Summe rechnen zwölf Verbände mit mehr Beschäftigten, ebenfalls zwölf aber auch mit weniger Mitarbeitern.

Neue staatliche Vorgaben wie der Mindestlohn beeinflussen die Entwicklung

IW-Direktor Michael Hüther hat dafür eine Erklärung parat: "Neue staatliche Vorgaben wie der Mindestlohn oder verschärfte Regeln im Finanzsektor, aber auch drohende Re-Regulierungen etwa bei der Zeitarbeit, bei Werkverträgen und bei der Entgeltgleichheit wirken sich sehr unterschiedlich auf die einzelnen Branchen aus. Das spiegeln dann auch die verschiedenen Beschäftigungserwartungen wider", so Ökonom Hüther.

Typisch für die "Weiter so"-Stimmung ist der wichtige Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus, mit mehr als einer Million Beschäftigten der größte industrielle Arbeitgeber in Deutschland. Auch die Autoindustrie, mit 800 000 Beschäftigen, erwartet für 2016 bei den Jobs eine "Seitwärtsbewegung". Einen besonderen Akzent setzt der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Die Einstellungsbereitschaft der vielen Handwerksbetriebe in Deutschland sei zwar weiterhin "hoch", heißt es beim ZDH; derzeit hätten die Betriebe aber zunehmend Probleme, geeignete Bewerber für offene Stellen und Ausbildungsplätze zu finden. Die große Zahl der eingereisten Flüchtlinge, unter denen ja Kandidaten für solche Stellen sein könnten, wird dabei nicht thematisiert.

Mehr Stellen versprechen unter anderem die Ernährungsindustrie, der mit 560 000 Beschäftigten drittgrößte deutsche Industriezweig, ferner der Handel, Hotels und Gaststätten, die IT-Branche und die Werbewirtschaft.

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