Süddeutsche Zeitung

Italiens Finanzminister Grilli:"Viel zu viel Zeit verplempert"

Italiens Finanzminister Vittorio Grilli drängt sein Land zu stärkeren Reformen. Zu lange habe man damit gewartet, Italien konkurrenzfähig zu machen. Das subventionsabhängige Wirtschaftsmodell des Südens ist in den Augen des Ministers gescheitert.

Italiens Finanzminister Vittorio Grilli drängt sein Land zu stärkeren Reformen. "Wir Italiener haben es lange versäumt, unser Land konkurrenzfähig zu machen", sagte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Das Tempo, mit dem "wir momentan unser Land reformieren, ist absolut notwendig", so der Wirtschaftswissenschaftler. Das Land habe in der Vergangenheit "viel zu viel Zeit verplempert".

Das Tempo, mit dem die Bundesregierung wegen der Euro-Krise auf Reformen in Südeuropa dränge, sei daher nicht zu schnell für sein Land. "Wir sind nicht Mitglied geworden, weil wir hofften, finanziell von unseren Nachbarn zu profitieren, sondern weil wir uns als Teil Europas fühlen", sagte Grilli.

Italien habe bereits erste Erfolge der Politik unter Ministerpräsident Mario Monti vorzuweisen. So sei der Kampf gegen die Steuerflucht erfolgreich: "Die Finanzämter arbeiten viel effektiver als früher. Geringe Umsätze bei gleichzeitig hohen Betriebsausgaben - das geht heute nicht mehr so einfach." Kritisch sieht der Finanzminister die Entwicklungen in Süditalien. Man müsse sich "eingestehen, dass das Wachstumsmodell des Südens gescheitert ist", sagte er.Die Wirtschaft hänge "am Tropf staatlicher Investitionen, und mit unseren Reformen können wir nur versuchen, den staatlichen Sektor zu bändigen".

Grilli schloss außerdem aus, nach den italienischen Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr noch im Amt zu sein. "Ich selbst werde mich nicht zur Wahl stellen", kündigte er an. Allerdings seien auch künftige Regierungen an die Reformpolitik der Expertenregierung unter Ministerpräsident Monti gebunden. "Wer den Haushalt überzieht, verstößt gegen die Verfassung. Egal wer regiert."

Das vollständige Interview lesen Sie in der Dienstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung.

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SZ vom 13.11.2012/sst
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